Moderner Lauf-Triathlon? Drei Tage Panorama TOUR in Sächsischer Schweiz !
An meinem Geburtstagsmarathon in der Lausitz Mitte Juli fand ich im Starterbeutel auch Programme weiterer Veranstaltungen im Umfeld wie die 1. Spreewald Querung mit 50 km Ende Oktober (aha: eine Premiere !!!) und die 13. Sparkassen Panorama TOUR durch die Sächsische Schweiz vom 13. bis 15. August 2021. Mangels (passender) Laufangebote bei uns in Bayern verstanden Marlyn und ich dies als Lockruf, nach 18 Jahren mal wieder für ein paar Tage ins Elbsandsteingebirge zu reisen und kurzfristig, da alle festen Unterkünfte ausgebucht waren, wieder zu campieren mit unserem vielfach bewährten Zelt von 1995. Zum Glück sagte uns der 4* Campingplatz Thorwaldblick am Ortsrand von Hinterhermsdorf ganz im Osten des Nationalparks noch einen Stellplatz zu. So starteten wir am Donnerstag die 555 km lange Anreise zu meinem allerersten Etappenlauf meines Lebens. Denn ich hatte gemeldet für die 3-Tages-Tour mit insgesamt 55 km Länge und rund 1.300 Höhenmetern. Diese 3 Etappen waren auch einzeln ausgeschrieben und dies für Läufer, Walker und Wanderer – also für jede/n Naturliebhaber etwas dabei ! Am Freitagmorgen holten wir meine Unterlagen im Haus des Gastes mit meiner Startnummer 66 ab, dann starteten dann eine Wanderung vom Kirnitzschtal hinauf zu den skurrilen Felsformationen des Kuhstalls.
Um 17 Uhr fanden wir im Ort Königstein an der Elbe noch einen guten Parkplatz nur 300 m vom Start der 1. Etappe entfernt. Hier fiel um 18.30 Uhr an der Stadtkirche der Startschuss zum Festungslauf auf Umwegen hinauf zur riesigen Festung Königstein. Da war Marlyn schon auf ihrem Wanderweg hinauf auf das Plateau. Zur hoch über dem Elbetal gelegenen Festung liefen bzw. gingen wir zuerst einen alten, sehr grob gepflasterten Festungsweg hoch zum Plateau. Sodann lief es eben und lange leicht runter, bevor wir sehr steil auf dem Hasensteig empor marschierten und ebenso später über die 25 % steile lange Rampe durch Festungstor zum Zielgelände mit vielen Zuschauern und Betreuern. Doch von hier aus war noch die komplette Festung zu umrunden, bevor wir durch den Zielbogen laufen durften. Fast 50 Minuten mit rund 300 hm lagen hinter mir, als der Moderator meldete: Der dritte M65-iger ist im Ziel ! Bei diesem Festungslauf durften alle ab AK 65 „nur“ rund 8 km laufen, während alle Jüngeren noch eine fast 2 km lange Schleife um die Festung zu bewältigen hatten. So wurde ich bei den Oldies sogar Dritter gesamt ! Insgesamt kamen über 300 Läufer/innen und viele Walker und Wanderer ins Ziel. Die Siegerehrung war erst um 20.30 Uhr vorbei; wir beide gingen Marlyns 3 km Anstiegsweg zurück zum Auto, fuhren die 30 km zu unserem Camp und verköstigten nach dem Duschen erst nach 22 Uhr einen per Gaskocher aufgewärmten Topf Ravioli „diabolo“ und ein Schlafbier. Und dann hatte ich ja noch meine Ausrüstung für morgen zu packen …
Wecker am Samstag um 05 Uhr in der Dämmerung und 2 Instant Kaffee, dann ging es zu Fuß den guten Kilometer bis zum Event-Zentrum am Haus des Gastes im anerkannten Kurort Hinterhermsdorf. Denn um 06 Uhr fuhr der erste bei Meldung zu buchende Shuttle Bus hinunter nach Bad Schandorf an eine Bootsanlegestelle. Von hier brachten uns Sonderfähren einige KM flussaufwärts ans andere Ufer am Ortsteil Krippen zum Startgelände für diverse Wettkämpfe inkl. Radeln. Gegen 07 Uhr waren wir da und hatten reichlich Zeit zum Vorbereiten auf die 2. Etappe, den 30 km langen Nationalpark-Lauf mit 700 hm. Also bei Sonnenaufgang noch ein Stück Mohnkuchen und eine Banane essen und den Hüftgürtel mit 2 Trinkflaschen und ein paar Snacks checken. Um 08 Uhr fiel unser Startschuss und liefen wir flott der Elbe entlang abwärts bis zur einzigen Brücke in diesem Gebirge, über diese zurück nach Bad Schandau und dann in den härtesten Anstieg (700 m Gehstrecke !) mit 111 hm durch die Wolfsschlucht in den Nationalpark hinein. Von hier ging es abwechslungsreich mal auf Pfaden (mit Wurzeln und Steinen), mal auf Wander- und Radelwegen immer wieder rauf (einige Gehpassagen) und runter durch den Nationalpark und an bizarren Sandsteinfelsen vorbei.
Ein Herr aus dem Erzgebirge, den ich (und er mich wohl auch) als M 65 einstufte, lag mehrmals vor, dann wieder hinter mir; bis ich mich vor einem langen Anstieg bei km 15 zum Risiko entschied, möglichst weit schnaufend zu traben statt zu gehen und dann auch den Weg runter zu spurten. So kam ich bald aus seinem Blickfeld und war ich zuversichtlich vor dem letzten 3,5 km langen Anstieg, den ich auch großteils empor trabte. Endlich kam nach dem höchsten Punkt der Strecke das Dorf in Sichtweite und lief es flott bergab nach 2:56 Std. ins Ziel. Mein „Mitstreiter“ um den AK Sieg traf 3 Minuten nach mir ein. Von Marlyn war im Ziel nichts zu sehen. Sie hatte so richtig ausgeschlafen und erst um 11 Uhr den Fußweg zum Event begonnen. Als wir uns beim alkoholfreien Finisherbier trafen, besorgte sie mir meine Urkunde – in der Tat belegte ich als 52. von 150 Finishern Platz 1 der M 65 – eine gute Ausgangsposition für morgen. Nach dem Duschen und Imbiss auf dem Campingplatz unternahmen wir nachmittags noch eine Wanderung hinunter ins Kirnitzschtal zur Oberen Schleuse, doch die Kahnfahrten durch die Schlucht waren schon um 16 Uhr beendet. Zurück im Ort, waren wir hocherfreut, dass sich unsere Hoffnung erfüllte und der kleine Gasthof zur Hoffnung noch einen Tisch im Freien anbot für ein leckeres Abendessen – im Kreise einiger anderer Etappenläufer/innen. Erst hier erfuhr ich im Gespräch und beim Surfen mit WLAN, dass mein „Mitstreiter“ um den Etappensieg doch erst M60-iger war und ich vor dem am Nebentisch sitzenden 2. M65-iger schon 30 Min. Vorsprung herausgelaufen hatte. Darauf noch ein Böhmisches Schwarzbier vor dem Heimweg und mal Zeit zum Ausschlafen – und keine Albträume wegen eines Wettkampfes morgen.
Erst um 07.30 Uhr aufstehen, frühstücken und gemütlich vorbereiten. Um 09 Uhr spazierte ich wieder zum Haus des Gastes und erwartete mit Vorfreude den Startschuss zur 3. Etappe, dem Deutsch-Tschechischen Grenzlauf über 15 km. Hügelig aus dem Dorf hinaus führte unser Weg ins Khaa-Tal und auf einer Wendepunktstrecke einige KM im Tal nach Tschechien. Wieder war mal mein „Mitstreiter“ vor, mal hinter mir und legten wir ein echt flottes Tempo dahin. Auf den letzten 5 KM erwarteten uns die meisten der rund 300 hm hinauf zum Aussichtsturm am Weifberg. Es packte mich wieder und ich kämpfte mich den kompletten Aufstieg laufend empor, bevor es den letzten KM bergab zum Ziel ging. Diesmal war Marlyn rechtzeitig da und dokumentierte nach 1:21 Std. meinen Einlauf als 53. von 144 Finishern – gut 1 Minute vor meinem „Mitstreiter“, welcher seine M60 gewann. Ich war für meine 53 km also 5:07 Std. unterwegs und platzierte mich als 37. von 123 Finishern bei diesem Etappenlauf. Fairerweise gilt mitzuteilen, dass ich „normalerweise“ maximal Zweiter meiner AK 65 hätte werden können, denn ein sehr flotter Marathonläufer aus Berlin (2019 noch 3:15 Std.) hatte gemeldet, war aber nicht erschienen. Tja – des einen Glück, des anderen Pech.
Sehr gelungen war die Siegerehrung mit Überreichen von Pokalen für alle 3 besten AK Sieger/innen und eines schönen Panorama TOUR Ehrendiploms im DIN A3 Format ! Die größte Urkunde meines Lebens (glänzt schon an der Wohnzimmerwand) ! Daneben gab es für jeden Finisher der 3 Etappen auch verschiedene sehr schön gravierte metallene Medaillen mit bunt-beschrifteten Halsbändern und für die Etappenläufer auch einen Medaillenteller zum Präsentieren ihrer drei Trophäen ! Gegen 13 Uhr pilgerten wir zurück zum Camp, bauten unser Lager ab und verköstigten unsere Reste, bevor wie die lange und durch Staus gehandicapte Rückfahrt nach Holzkirchen antraten. Bestenfalls kommen wir erneut in die Sächsische Schweiz – sei es nur zum Wandern oder auch wieder in Kombination mit Laufen. Auf jeden Fall hat sich unser Ausflug mit so vielen tollen Erlebnissen echt gelohnt. Vielleicht findet in unserer Umgebung auch mal ein „leichter“ Etappenlauf statt !?!
Text und Fotos von Rainer Leyendecker