Reiner und Günther beim Mauerweglauf
Reiner und Günther meistern den Mauerweglauf – 100 Meilen entlang der historischen Grenze!
Fast genau 30 Jahre nach dem historischen Fall der Mauer standen Reiner und ich am Samstag um 6 Uhr mit über 450 anderen Einzelläufern am Start des berühmten Berliner Mauerweglaufes, der 100 Meilen entlang der ehemaligen Grenze führt! Die erste Hürde für eine Teilnahme an diesem historischen Lauf ist schon die Anmeldung – der Run auf die nur 500, heiß begehrten Startplätze ist groß und nur wer bei Freischaltung der Online Anmeldung am 9.November um 18 Uhr 57 möglichst schnell ist, ist dann auch erfolgreich. Wir beide waren auf jeden Fall bei den Glücklichen und reservierten dann auch gleich unsere Zimmer im zentralen Orga-Hotel H4.
Leider ereilte mich kurz danach ja mein Bandscheibenvorfall und noch vor einem halben Jahr wäre es völlig undenkbar für mich gewesen, dass ich überhaupt nochmals an einem längerem Lauf, geschweige denn diesem wirklich anspruchsvollen 100-Meiler, teilnehmen könnte. So war ich auf jeden Fall überglücklich, dass es nun doch noch klappte und ich – wenn auch mit sehr dürftigen Vorbereitung – nun tatsächlich mit Reiner am Start stand.
Dann ging es tatsächlich los!
Das Wetter war ganz gut, mir ein wenig zu warm. An ein gemeinsames Laufen wie beim Comrades war diesmal nicht zu denken, da sind die aktuellen Leistungsstände zwischen Reiner und mir einfach zu groß. Und so versuchte jeder sein Tempo zu finden, nur nicht zu schnell beginnen – das war die zwingende Devise, um innerhalb des nicht zu üppig bemessenen Zeitlimits von 30 Stunden ins Ziel zu kommen. Und die Strecke hatte schon ihre schwierigen Passagen, teilweise schmale Trails (die ausgerechnet auch noch in der Nacht zu durchlaufen waren) und immerhin um die 1000 Höhenmeter. Ich hatte mir vorgenommen am Anfang pro Stunde ungefähr 8 Kilometer zu laufen, solange dies gut machbar war. Das klappte auch bis Kilometer 70 ganz gut, danach wurden der Anteil der Gehpausen automatisch länger, aber um die 7 Kilometer waren es immer noch. So hatte ich immer noch die leichte Hoffnung, vielleicht doch unter 24 Stunden bleiben zu können, um zusätzlich die Gürtelschnalle zu bekommen.
Den dritten Wechselpunkt nach gut 102 Kilometern erreichte ich nach genau 14 Stunden (Reiner war zwei Stunden vor mir da), noch 10 Stunden für den Rest – das klang noch machbar. Aber leider bekam ich dann in der Halle mit der Verpflegung urplötzlich massive Probleme und war nahe daran das Rennen zu beenden. Erst nach einer knappen Stunde Zwangspause und zwei Tellern Suppe mit Nudeln machte ich mich wieder langsam auf den Weg – wieder mal hatte mein eiserner Wille zum Durchhalten gesiegt und ich wollte ja auch meine weiße Weste möglichst bewahren. Jetzt gab es natürlich nur noch das Ziel im Zeitlimit anzukommen und noch mehr auf seinen Körper zu hören, aber es lagen noch fast 60 Kilometer vor mir – und ihr könnt mir glauben, dass ist eine Ewigkeit, wenn man meistens nur noch im zügigen Gehschritt unterwegs ist. Zudem war jetzt die Nacht angebrochen, das Feld hatte sich weit auseinander gezogen und die Markierungen an der Strecke waren nicht immer ganz einfach zu finden. Da war man echt froh, wenn ab und zu wieder ein Licht in der Nacht auftauchte oder endlich wieder eine Verpflegungsstelle auftauchte. Diese wurden mit großer Hingabe bestens betreut, waren auch meistens sehr gut bestückt und dort waren auf jeden Fall auch immer ein paar andere Läufer anzutreffen.
Der Abstand von maximal 8 Kilometern kam einem in der Nacht manchmal schon wie eine Ewigkeit vor…
Aber Stunde um Stunde kam das Ziel näher, wenn auch nur sehr langsam. Und ich bekam auch zum Glück keine Probleme mehr mit dem Kreislauf oder der Ernährung. Nach 24 Stunden hatte ich um die 149 Kilometer erreicht (Reiner war da schon seit 3 Stunden im Ziel super!!) – jetzt konnte eigentlich nicht mehr viel schief gehen. Immer wieder fand sich jemand, mit dem ich gemeinsam ein paar Kilometer unterwegs war. In der Nähe von Checkpoint Charlie befand sich die vorletzte Verpflegungsstation und jetzt packte ich auch nochmals meine Camera aus, mit dem währen der ersten 14 Stunden auch viele Bilder von unterwegs gemacht hatte. Kurz danach verpasste ich dann noch eine Abzweigung, genauso wie drei Läufer hinter mir und wir liefen einen Umweg von mindestens einem Kilometer – dafür kamen wir durchs Brandenburger Tor – bevor wir dann wieder auf die markierte Strecke trafen.Ich war ab da gemeinsam mit Detlef unterwegs, den ich dann auch bis zum Ziel begleitete, das wir Hand und Hand nach 26 Stunden 48 Minuten und 31 Sekunden Hand in Hand überquerten.
GESCHAFFT !!!!
So lange war ich bisher noch nie unterwegs!!
Reiner lieferte ein bravouröses Rennen ab und landete mit ausgezeichneten 21 Stunden 4 Minuten und 28 Sekunden auf Platz 2 in der AK60 und Platz 61 insgesamt. Für mich reichte es immerhin auch noch zu Platz 10 in der AK60. Von den gut 450 gestarteten Teilnehmern, erreichten am Ende nur knapp 350 das Ziel – über 100 mussten das schwere Rennen vorzeitig beenden.
Um 14 Uhr fand dann die stimmungsvolle Siegerehrung statt bei der jeder Finisher persönlich vorgelesen wurde, sowie seine Medaille, seine Urkunde und bei einer Zeit unter 24 Stunden auch seine Gürtelschnalle überreicht überreicht bekam.
Das war auf jede Fall das härteste Rennen, das ich bisher mitgemacht habe und es wird mir noch lange in Erinnerung bleiben. Ein dickes Lob auch an das Orga-Team unter der Leitung von Olaf Ilk und die über 400 !! Helfer, die im Einsatz waren und vor allem an den Verpflegungsstellen alles dafür getan haben, damit möglichst viele LäuferInnen diese Herausforderung gut gemeistert haben!
Günther Weitzer