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Auf dem Rennsteig von Eisenach nach Schmiedefeld

#mirsansvs

Auf dem Rennsteig von Eisenach nach Schmiedefeld

*** Europas größter Crosslauf – ein Lauferlebnis der Superlative ***

Genau 10 Jahre ist es nun schon her, dass ich das letzte Mal an diesem echten Laufklassiker teilgenommen habe. Damals im Mai 2015 waren noch Andreas, Walter und unser leider allzu früh verstorbener Hans mit dabei. 

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Heuer war neben mir unser Christian mit am Start, für den es bereits die fünfzehnte Teilnahme seit 2004 war! Für mich war es immerhin das fünfte Mal seit 2009. Damals feierte auch Rainer, den ich noch nicht kannte, am Rennsteig seine Ultra-Premiere (In 2010 erzielte ich hier meine Bestleistung mit 6:54 Stunden, während Rainer 6:20 Stunden brauchte). 

Diesmal begleitete mich meine Christine, die das verlängerte Wochenende vor allem dazu nutzen wollte, die Wartburg ausführlich zu erkunden. Am Freitag kurz nach 7 Uhr ging es vom Bahnhof Schwindegg aus los, und pünktlich um 14 Uhr checkten wir in unserem Hotel in Eisenach ein.

     

Danach ging es weiter auf den Marktplatz zum Abholen der Startunterlagen: Dort trafen wir auch gleich auf Christian. Um 18 Uhr ging es natürlich zur obligatorischen Kloßparty, die untrennbar mit dem Lauf verbunden ist. Inzwischen verdunkelte sich der Himmel zusehends, und der Regen holte uns dann kurz nach Beginn der kleinen historischen Stadtführung ein. Besser jetzt, als morgen früh beim Start oder während des Laufes!

Am Samstag, dem 17. Mai, um 4 Uhr klingelte der Wecker und um kurz nach halb sechs stand ich erwartungsvoll am Marktplatz inmitten der rund 1900 für den Supermarathon gemeldeten TeilnehmerInnen. Die Stimmung war großartig, und kurz vor dem Start erklangen das Rennsteiglied und der Schneewalzer. Auch das Wetter sollte perfekt werden: Es war zwar noch neblig, aber die Sonne sollte sich noch durchsetzen.

     

Trotz bester Verpflegung auf der Strecke hatte ich meinen Laufrucksack mit dabei, der mich ja auf allen längeren Läufen begleitet und in dem sich auch meine Kamera gut verstauen lässt. Pünktlich am 6 Uhr ging es los, insgesamt waren knapp 74 Kilometer zu bewältigen. Dabei waren 1875 Höhenmeter bergan und 1385 Höhenmeter bergab zu absolvieren. Bereits wenige hundert Meter nach dem Start ging es kontinuierlich nach oben in Richtung Inselberg, einem der größeren Zwischenetappen.

Ich fand gut ins Rennen und in mein Tempo von rund 8 Kilometern pro Stunde. Vor allem auf den Bergab-Passagen konnte ich es gut laufen lassen. Im Vergleich zum UTFS (Ultra Trail Fränkische Schweiz) vor wenigen Wochen lassen sich beim Rennsteig doch sehr viele Streckenabschnitte auf Forstwegen gut laufen. Trotzdem war stets Vorsicht angesagt, einen weiteren Sturz (womöglich auf meine erst vor einer Woche genähte Hand) wollte ich auf jeden Fall vermeiden.

    

Inzwischen herrschte strahlender Sonnenschein, und die faszinierende Natur mit in frischem Grün erstrahlenden Wäldern und Vogelgezwitscher ließ die Anstrengung in den Hintergrund treten. Was für ein toller Lauf; so schön hatte ich ihn gar nicht mehr in Erinnerung. Ich fühlte mich super und konnte laufend Plätze gut machen – das konsequente Training (vor allem langer Strecken) trug Früchte. Den Verpflegungspunkt am Grenzadler bei Kilometer 54,7 passierte ich nach knapp 7 Stunden und hatte damit gut zwei Stunden Puffer auf den Cut Off.

     

Damit lag ich sogar auf Kurs für eine Zeit deutlich unter meinem Wunschziel von 10 Stunden. Der Anstieg zum Großen Beerberg, dem mit 974 Metern höchsten Punkt der Strecke (dort hatten die Organisatoren sogar einen kleinen Schneeberg aufgeschüttet), forderte nochmal ein paar Körner. Danach ging es (wenn auch zunächst auf einem schwierig zu laufenden Wurzelweg) überwiegend bergab in Richtung Ziel in Schmiedefeld.

   

Auch beim nächsten Kontrollpunkt bei Kilometer 65 in Schmücke lag ich voll auf Kurs, jetzt konnte eigentlich nichts mehr schief gehen. Auf den Bergab-Passagen konnte ich nochmal richtig gut Fahrt aufnehmen und einige Plätze gut machen. Schließlich überquerte ich nach 9:22:13 Stunden überglücklich die Ziellinie in Schmiedefeld und belegte damit Platz 12 (von 33) in meiner AK65 und Platz 797 bei den Männern. Damit war ich nur eine knappe Stunde langsamer als beim letzten Start hier vor 10 Jahren.

     

Christian lief wieder ein tolles Rennen und erreichte in 6:16 Stunden Platz 2 in seiner AK50 und Platz 21 gesamt bei den Herren. Nur drei Damen waren schneller als er. Insgesamt erreichten 1271 Männer und 322 Frauen das Ziel des Supermarathons. Bei den Männern siegte der Vorjahresdritte Frank Merrbach in 05:08:59 Stunden vor dem Vorjahressieger Marcel Bräutigam (05:17:34). Bei den Frauen sicherte sich Daniela Oemus in 05:43:23 Stunden den Sieg vor Kirsten Hempel (06:08:45).

Die lange Rückfahrt mit dem Bus nach Eisenach gestaltete sich mit meinem Sitznachbarn aus Jena recht kurzweilig. Im Hotel nahm mich Christine freudig in Empfang, und wir ließen den erfolgreichen Tag gemütlich beim Italiener ausklingen. Den Sonntag nutzen wir noch dazu, um Eisenach genauer zu erkunden und am Montag Nachmittag ging es nach einem ausführlichen Besuch des Bachhauses dann wieder mit dem Zug zurück nach Hause.

Nach diesem tollen Erlebnis wird das wohl nicht meine letzte Teilnahme bei diesem legendären Lauf gewesen sein, der heuer schon seine 52. Auflage feiern konnte.

Text und Fotos von Günther Weitzer