Der 28. Thermen Marathon von Bad Füssing aus Sicht der SVS Schwindegg Ultraläufer
Text von Rainer Leyendecker , Fotos von Erwin Fladerer (BLZ)
Was lief bis zum Marathon Startschuss ?
Endlich durften wir wieder beim Johannesbad Wintermarathon an den Start gehen, denn infolge Corona fiel das beliebte Laufevent mit Start und Ziel vor der Therme zwei Mal aus. Angeboten wurden wieder Zehner, Halb- und Vollmarathon sowie ein 1.800 m langer Schülerlauf. Umso größer war die Vorfreude, dass nun endlich die 28. Auflage am 5. Februar 2023 gesichert war und wir uns anmelden konnten. Das war besonders wichtig für unseren Theo Huhnholt und Albert Lehrhuber (je M65), die zusammen mit Martin Klugseder (M55) bereits alle 27 vorigen Marathons erfolgreich gefinisht hatten und heuer ihre Tradition mit ihren Freistarts seit dem Silberjubiläum 2018 fortsetzen wollten.
Obwohl die Startgelder für HM und M von 27 auf 49 Euro erhöht wurden, ist der Lauf dennoch ein einladendes Schnäppchen geblieben, denn die Startgebühr beinhaltet auch je 2 Gutscheine zum Zutritt in die Thermenlandschaft am Samstag und Sonntag sowie am Samstag Nachmittag die Nudelparty und ein Freigetränk im Thermen-Restaurant. So trafen sich viele von uns Läufern bereits am Nachmittag im Warmen. Einige wie Theo und Albert mit ihren Gattinnen buchten in Verbindung mit der Anmeldung ein vergünstigtes Hotel-Wochenende in Bad Füssing.
Rainer Leyendecker verließ sich trotz der angekündigten sehr kalten Nachttemperaturen wie üblich auf sein Basislager im Auto am Parkplatz gleich hinter der Startlinie. Für wohl alle, die das mitbekamen, schien das undenkbar, doch wenn man mitdenkt, läuft es: Abends schon den Schlafplatz mit Thermomatte und gutem Schlafsack vorbereiten und bereits die komplette Laufkleidung anziehen, dann bis zum Schließen des Thermenrestaurants gegen 21:30 Uhr mit den Letzten plaudern und zuletzt in den kalten Schlafsack. Draußen war schon spürbarer Frost bei Vollmond, während sich der Schlafsack anwärmte.
Am Sonntagmorgen waren zwar die Scheiben von innen stark zugefroren und zeigte mein Innenthermometer minus 5 Grad, doch zog es mich im ersten Sonnenschein gleich in den ab 7 Uhr geöffneten Aufenthaltsbereich der Therme, wo ich meinen Kaffee aus der Thermoskanne und einen Berliner verköstige und regen Kontakt zu früh eingetroffenen Mitläufern wie Frank Reichl und Roland Blumensaat, aber auch mit Erwin Fladerer und Rosi Ober als BLZ Autoren hatte. Um 9:45 Uhr ging das Feld der Zehner mit Böllerschüssen an den Start und um 10 Uhr folgten die Halbmarathon und Marathon-Teilnehmer.
Wie lief das Rennen für die Oldies der M65 und M70 ?
Bei unserem Start war es noch rund minus 3 Grad, doch die Sonne schien und es ging fast kein Wind. Also für einen Wintermarathon waren dies traumhafte Bedingungen, zumal die wenigen vereisten Passagen bereits geräumt bzw. mit Streusalz entschärft waren. Wir hatten zuerst die 11,1 km lange Runde zu meistern und danach die 10 km lange Runde, bevor es in die zweite Halbzeit ging, während der die Temperatur über den Gefrierpunkt stieg.
Wie sich aus den Rundenprotokollen von uns 7 Oldies ab M65 ersehen lässt, legten wir verschiedene Taktiken an den Tag bzw. lief es für uns geplant oder überraschend gut oder schlecht.
Name Rang Zeit min/km km/h 1. Rd. 2. Rd. 3. Rd. 4.Rd.
Rainer 1. M65 4:28:38 6:21 9,43 5:36 6:01 6:49 7:01
Josef 1. M70 4:29:21 6:22 9,40 5:52 6:11 6:42 6:45
Roland 2. M65 4:29:43 6:23 9,39 6:26 6:35 6:22 6:08
Theo 3. M65 4:32:14 6:27 9,30 6:15 6:26 6:31 6:34
Gerhard 4. M65 4:33:09 6:28 9,27 5:25 5:24 6:01 9:11
Wolfgang 5. M65 4:55:48 7:00 8,56 6:07 6:25 7:18 8:10
Albert 6. M65 5:08:36 7:18 8,20 7:02 6:59 7:18 7:56
Fangen wir mal bei mir als Autor Rainer an: Die erste Runde lief ich Dunstkreis der 4:00 Stunden Pacemakerin und ihrem großen Gefolge. Da ich nach jeder Runde die 20 m Abstecher zum Auto machte, die feuchten Handschuhe und Mütze wechselte und mir einen neuen speziellen Mixdrink in der Gürteltasche mitnahm, ließ ich die Gruppe mit gutem Gewissen davonziehen. Denn mit fast keinem Training und keinem langen Lauf seit letztem September wusste ich um mein Langsamerwerden. Immerhin beendete ich den 1. Halbmarathon noch mit 2:03:31 Std. Schon beim Wendepunkt der 1. Runde nach gut 6 km sah ich Gerhard Wally aus Österreich (bisher 708 Marathons) bereits 300 m voraus und war mir klar, dass ich bestenfalls Zweiter meiner AK werden könnte, falls nicht Wolfgang Möck (bereits 200 Marathons inklusive 44 Ultras) einen guten Tag erwischen sollte.
Für meine 3. Runde nahm ich teils bewusst, teils meinem Leistungsvermögen geschuldet, Tempo raus und drehte mich ab und zu um, um zu sehen, wer mir näherkommt und mich überholt – und das waren nicht wenige, aber keine Oldies. So trabte ich auch in meine gewohnt langsamste letzte Runde bei solchen Rennen. Doch bei KM 38 schien es mir, als erkenne ich in der Ferne den schon weit enteilten Gerhard an seiner Kleidung und sogleich mobilisierte ich wieder meinen Ehrgeiz und zog das Tempo an. Und in der Tat kam ich näher und lief bei KM 41 zu ihm auf – und in der Tat war es Gerhard, mal laufend, mal gehend, der leider stark schwächelte und schnell hinter mir zurückblieb. Meinen wie so oft, wenn es für mich darauf ankommt, wiedergewonnenen Speed hielt ich bis ins Ziel durch und überholte weitere Läufer*innen, um unter 4:30 Std. zu finishen. Am Ende waren es bei meiner 9. Teilnahme seit 2010 nun 4:28:38 Std. netto und hatte ich nach 57 Marathons und 143 verbrieften Ultras lauf DUV-Statistik auch die 200er Marke an Marathons und mehr erlaufen.
Rainers Urkunde und Medaille Roland Blumensaat Theo Huhnholt
Hinter der Ziellinie bog ich gleich ins Versorgungszelt ein, um mir ein Erdinger Weißbier alkoholfrei zu nehmen und zum Auto zu gehen. Da ertönte die Stimme des bewährten bayerischen Moderators Peter Maisenbacher, welcher begeistert den Zieleinlauf von Theo ankündigte (nun 327 Marathons und mehr). Also trabte ich zurück an die Ziellinie und konnte Theo als einem der Ersten zu dieser tollen Leistung gratulieren, nur 3:34 Min. hinter mir als vermuteter Zweiter der M65. Erst eine Minute danach trudelte Gerhard ein, den Theo auf seinem letzten KM auch noch überholte. Hätte ich weiter getrödelt auf den letzten KM, wäre Theo zu mir aufgelaufen und hätten wir wohl ein packendes Finish erlebt.
Für mich ging es dann zum Auto und mit meinem Bade- und Wechselsachen bepackt in die Therme ins 36-39 Grad warme Wasser, wo ich später auch meine Alterskollegen traf und sprach. Erst beim Verlassen der Therme war der Aushang der Ergebnisliste im Foyer komplett und staunte ich nicht schlecht, dass der Nachmelder Roland Blumensaat schon seit Neustem in der M65 und nur 1:05 Min. nach mir im Ziel war. Da hatte ich echt Glück mit meinem 4 km lang gezogenen Schlussspurt, sonst wäre ich vielleicht nur Vierter meiner AK geworden. Noch erstaunlicher war, dass der einzige Teilnehmer der M70, Josef Stöger aus Österreich (geb. 1950, nun 153 Marathons und mehr), nur 43 Sek. nach mir im Ziel war.
Gerhard Wally Albert Lehrhuber
Mein als Mitfavorit der M65 gewähnten Wolfgang Möck hatte in der 2. Hälfte sichtlich zu kämpfen und kam erst nach 4:55 Std. ins Ziel, während unser Albert (nun 144 Marathons und mehr) die ersten 3 Runden mit gut 7 min/km unterwegs war und erst in der letzten Runde Speed einbüßte. Aber mit 5:08 Std. kam er noch 7 Minuten vor dem Besenwagen als Sechster unserer AK ins Ziel. Ebenso schaffte es Martin Klugseder mit 4:51 Std. – und somit dürfen sich die 3 Musketiere auf ihr anvisiertes 29. Finish in Bad Füssing in 2024 vorbereiten. Insgesamt kamen heuer im Marathon 174 Läufer*innen in die Wertung und insgesamt 1.115. Das ist zwar ein deutlicher Rückgang zu 311 Marathonis und 2.113 Finisher insgesamt in 2020, aber diversen Ursachen und Folgen geschuldet. Freuen wir uns auf die Neuauflage in 2024.
Empfehlenswert ist auch der ausführliche Beitrag von Erwin Fladerer und Rosi Ober in der Bayerischen Laufzeitung BLZ online, der auch uns Oldies berücksichtigt und würdigt. Einfach auf diesen Link klicken: