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Deutsche Meisterschaft über 24 Stunden in Reichenbach – mit 187 km zum AK Titel

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Deutsche Meisterschaft über 24 Stunden in Reichenbach – mit 187 km zum AK Titel

– – – Text Günther – – –

Irgendwie kann ich mein Glück noch immer nicht so richtig fassen – was da beim siebenundzwanzigsten 24 Stundenlauf von Reichenbach am Wochenende vom 27. bis 28. Juni passiert ist – es klingt wie im Traum. Sicher hatte ich mich in den letzten beiden Monaten so gut es ging auf das Abenteuer vorbereitet, aber über 100 Kilometer reichen ja die Erfahrungen nicht hinaus. So bestanden im Vorfeld natürlich einige Zweifel und bei einigen auch Ängste, wie das Ganze denn ablaufen würde.

Trotzdem starteten Gina, ihr Sohn Dominik (der wirklich einen hervorragenden Job als Betreuer machte) und ich erwartungsvoll am Freitagmorgen in Richtung Reichenbach (in der Nähe von Zwickau), wo wir auch am Mittag wohlbehalten ankamen und jede Menge Zeit hatten, die Örtlichkeiten zu besichtigen und uns in Ruhe auf den Wettkampf vorzubereiten. Im Stadion trafen wir auch Michael, halfen fleißig beim Aufbau der beiden Pavillons mit und durften unsere Sachen netterweise mit unterstellen (was sich als sehr vorteilhaft herausstellte, da es über weite Strecken des Laufes regnete).

Samstag um 10 Uhr war es dann endlich soweit – 170 Läufer setzten sich auf dem nicht gerade einfach zu laufenden Kurs von nur 1,2 Kilometern in Bewegung, den es galt, in 24 Stunden so oft wie möglich zu umrunden. Und da kommen einige Runde zusammen. Auf der Grundlage eines Wettkampfplanes von Michael hatte ich mir ja einen Plan als Orientierung zurechtgelegt, aber so richtig planen lässt sich so ein 24 Stundenlauf nur schwer. Meistens kommt es anders als man denkt und zudem war es ja noch die Premiere für mich auf dieser Strecke.

Ich hatte mir vorgenommen, möglichst lange ein Tempo von 6:15 min/km zu laufen und zwischendrin auch immer wieder kleinere Pausen zu machen. Das klappte auch sehr gut, ich spulte die Runden meist in einer Zeit zwischen 7:15 und 7:30 Minuten ab . Und da es so gut lief, machte ich kürzere Pausen als geplant und war damit bis 100 Kilometer deutlich unter meinem Plan (Durchgangszeit Marathon: 4:27 Std., 100 Kilometer: 11:11 Std.). Der zum Teil starke Regen störte mich eigentlich kaum.

Gina begann das Rennen wie geplant deutlich defensiver und wollte ihre Ausdauer in der zweiten Hälfte ausspielen. Nun begann der Aufbruch in neue Dimensionen. Nachdem ich bis 12 Stunden keinerlei Probleme mit Übelkeit hatte, erwischte es mich kurz danach doch noch und ich musste eine Zwangspause von 15 Minuten im Stuhl einlegen. Zum Glück brachte mich der Tee von Michael wieder auf die Beine und eine halbe Stunde später war wieder alles im grünen Bereich – ich konnte meine Runden, natürlich mit zunehmend langsamerem Tempo wieder wie gewohnt drehen.

Die Kilometerzahl wuchs zwar langsam, aber stetig an, und als ich die 150 Kilometer nach knapp 19 Stunden erfolgreich bewältigt hatte, wuchs die Hoffnung, dass ich tatsächlich die 180-er Marke schaffen könnte. Nun wechselte ich auch meine Taktik und versuchte, ohne große Pausen mit einem Wechsel aus Gehen und Laufen ständig auf der Strecke zu bleiben – das erwies sich als eine gute Taktik und ich schaffte in der Regel zumindest 7 Kilometer in der Stunde (was nach meinen Hochrechnungen ja reichen sollte).

Jetzt gab es eigentlich nur nach das Risiko, dass ich mir einen Krampf oder eine Zerrung holen konnte. Aber es lief weiterhin gut und ich kam meinem Ziel Kilometer für Kilometer näher, angefeuert von den Betreuern und anderen Mitläufern und dem Stadionsprecher, der jede Stunde die Zwischenstände durchgab – und da fand ich mich von Beginn an der Spitze der AK55.

Nach 22 Stunden und 50 Minuten war es dann soweit – die 180 waren geschafft (und damit ist auch Thomas wieder im Verein zurück – das war natürlich auch noch eine besondere Motivation für mich). Jetzt ging es nur noch um die Zugabe und natürlich die Verteidigung der Führung in meiner AK – aber der Vorsprung war groß genug und so konnte ich die letzten Runden so richtig genießen. Am Ende kamen sogar unfassbare 187 Kilometer heraus, was wohl wirklich niemand für möglich gehalten hätte. Umso größer war natürlich die Freude und vor allem der deutsche Meistertitel der größte Erfolg in meiner Läuferkarriere.

Auch Gina konnte ihre bisherige Bestleistung vom letzten Jahr um 13 Kilometer auf 161,6 Kilometer steigern, lediglich in den letzten 4 Stunden lief es nicht mehr so gut. Trotzdem ein super Ergebnis, und ohne Gina wäre ich nie auf die Idee gekommen, in Reichenbach an den Start zu gehen. Das war auf jeden Fall ein unvergessliches und erfolgreiches Wochenende für mich, wo wirklich alle läuferischen Träume in Erfüllung gegangen sind ! Ich bin einfach überglücklich und der Endorphin-Schub wird sicher noch eine Weile anhalten … keep on running !