Kleine Sternstunden für Vielstarter Rainer – HM und Marathon Kombi am Weekend 23./24. Sep.
*** Text und Fotos von Rainer Leyendecker ***
Mein bester von einigen Marathons heuer lag schon lange zurück. Es war die Bayerische Meisterschaft in Regensburg am 21. Mai, bei der ich in 4:23 Stunden den 2. Rang meiner M65 erlief und mit Theo und Günther die Seniorenmeisterschaft M60+ gewann.
Danach lief ich einige kürzere und lahme bergige Bewerbe sowie 8 lange und recht langsame Ultras (im Vergleich zu früher), darunter gar 4 Backyards mit Neustart nach jeder Stunde zu einer 6,706 km langen Runde mit wenigen bis vielen Höhenmetern, wo es auf langes Durchhaltevermögen ankam. Doch mit 12, danach 9 und 7 und zuletzt Mitte Sep. nur 10 Runden / Stunden im Bienwald in Kandel / Pfalz waren meine Leistungen für mich eher mau, auch wenn ich in 3 von 4 Backyards meine AK 65 gewann.
Somit befürchtete ich, nach so viel Ausdauer-Traben ohne Tempo gar nicht mehr flotter und länger laufen zu können. Also sollte kurzfristig ein Test her – besser zwei, damit einer davon gelingen mag. Bei der großen Auswahl an Bewerben fiel meine Wahl für letztes Wochenende auf den Oktoberfest Halbmarathon am Samstag und den Remstal Marathon am Sonntag. Wieder mal ein spannendes Experiment !
Zum Oktoberfestlauf am Samstag 23. September
Spannend vor allem, was ich von mir bei dieser Kombination erwarten konnte und wie ich den ersten und zweiten Lauf taktisch und von den Kilometerzeiten gestalten sollte. Also Samstagmorgen bei nachlassendem Dauerregen erst mal an die Regattastrecke der Olympiade 1972 bei Oberschleißheim fahren, denn das Laufevent umrundete nicht x-mal die 2,61 km umfassende Theresien-Festwiese. Im Angebot waren 5 km, 10 km sowie HM und alle drei Bewerbe starteten zeitgleich um 10:30 Uhr, nachdem der Regen gefinisht hatte. Dennoch blieb es kühl und windig und trug ich Langarmshirt und Handschuhe.
Morgens an der Olympia Regattastrecke Zielbogen – beim HM 5 x zu durchlaufen
Das asphaltierte Rechteck um die Regatta-Strecke ist nur 4,85 km lang und so liefen wir nach jeder Runde noch einen Zickzackkurs vorm Sportheim von 150 m, um auf eine 5 km Runde zu kommen. Die ersten beiden Runden waren unterhaltsam, da viele auf der Strecke waren, aber nur 50 Läufer*innen gingen auf die HM Distanz und so lief fast jede/r solo weiter. Nach der 4. Runde war noch eine 1,1 km lange Zusatzrunde an den Parkplätzen zu meistern, bevor wir zum letzten Mal die Zeitmessmatte passierten.
Oktoberfest Lebkuchenherzen als Trophäen Die besten HM Damen und Herren gesamt
Bei mir lief es zunächst recht gut an mit 27:10 und 27:40 Min. je 5 km Runde und erwartete ich einen größeren Verlust an Speed. Doch es kam erstaunlicherweise anders mit den nächsten Runden in 28:10 und 28:15 Min. und einem 1,1 km langen Schlussspurt in 5:35 Min. Mit einer Zeit knapp über 2 Stunden oder gar 2:06 Stunden = 6 min/km wäre ich zufrieden gewesen, da ja noch der Marathon tags darauf bevorstand. Aber nun 1:56:40 Std., also 5:32 min/km war top für mich ! Nur beim SVS Teamevent in „Landshut läuft“ Mitte April war ich mit 1:54 Std. schneller. Top Sieger heute waren Norman Feiler in 1:17 Std. als Trainer von Thea Heim, die in 1:20 Std. den zweiten Gesamtplatz belegte. Alle 5 Herren der M60 (geb. 1961-63) waren zwar vor mir im Ziel, aber als ältester Teilnehmer (geb. 1956) bildete ich ja meine eigene AK. Insgesamt finishten beim HM, Zehner und Fünfer 132 Teilnehmende. Daneben gab es noch einen originellen SwimRun.
Die besten AK Männer Sieger im HM Die besten AK Frauen Siegerinnen im HM
Wie üblich, gab es bei den Events von Orgachef Alexander Fricke nach dem Finishen Erdinger alkoholfrei sowie Wiener oder Weißwürste in der Semmel und wartete ich nach dem Umziehen dick eingepackt noch unsere Siegerehrungen ab. Gegen 14 Uhr startete ich meine Fahrt nach Schwäbisch Gmünd und parkte ich nahe der Großsporthalle westlich der Altstadt nur 100 m vom Start entfernt. Nach dem Abholen meiner Startunterlagen inkl. T-Shirt unternahm ich beim letzten Sonnenschein noch einen Stadtbummel. Krönender Abschluss war ein Abendessen im Biergarten vom Alpen Wirtshaus, wo ich mir zum Paulaner Oktoberfestbier einen bayerischen Schweinsbraten mit Knödel und Pilzrahmsoße gönnte – sicher top Läuferspeisen ! Obwohl die Temperaturen abends schon unter 10 Grad fielen, ließ es sich später im Schlafsack im Auto gut nächtigen.
Zum 4. Remstal Marathon am Sonntag 24. September
Morgens ab 8 Uhr war schon buntes Treiben rund um die Großsporthalle, wo sich um die 1.000 Läufer*innen zum Start um 9:30 Uhr versammelten. Ich trank im Auto nur Kaffee ohne Frühstück (wohl keine gute Idee ?) und vorm Start wie üblich noch eine Flasche Kara/Vita-Malz. Die Sonne kam schon raus, aber es war noch echt kühl. Manche trugen lange Hosen, Langarmshirt und Handschuhe, andere waren minimalistisch gekleidet. Ich entschied mich erst kurz vorm Start, in kurzer Hose doch nur mit T-Shirt und Handschuhen zu laufen. In meinem Hüftgürtel waren neben Schlüsseletui und Handy nur ein paar Dextro Energie Traubenzucker-Karrees und 2 Trinkfläschchen à 200 ml mit konzentriertem Isostar-Mix.
Vorm Abholen der Startunterlagen Das Starterpaket mit T-Shirt
Oktoberfest Feeling abends in Schw. Gmünd Morgens vorm Start vorm letzten Umziehen
Alle Teilnehmer*innen für den HM, den Marathon und die Marathon-Staffeln (4-8 Personen erlaubt) liefen im Massenstart los, so dass es aus der Stadt heraus 2-3 km dauerte, bis wir frei laufen konnten. Unsere Route führte das Remstal abwärts durch mehrere Städte und Gemeinden westwärts bis an den Ostrand von Waiblingen. Die ganzen Absperrungen entlang der Straßen mit so viel Personal waren schon eine logistische Meisterleistung. Talwärts hieß auf der Karte 95 Höhenmeter bergab ! Die Wirklichkeit war etwas anders, denn wir hatten bis ins Ziel neun Mal den Rems-Fluss über Brücken und mehrmals Schnellstraßen zu queren, dazu auch Unterführungen zu meistern neben einigen welligen Radweg-Passagen. So kamen doch wohl um die 200 geschätzte positive Höhenmeter zusammen. Das Salz in der Suppe für diesen eigentlich flachen Marathon !
Wie sollte ich nach dem gestrigen flotten HM heute anlaufen – lieber defensiv oder doch offensiv ? Es war ja nur ein Experiment ! Mit einer Zeit über 4:30 bis 4:45 Std. könnte ich doch zufrieden sein und nicht an eine gute Platzierung unter den 10 M65 Startern denken. Im Pulk lief es bald recht zügig auf den Radwegen und Nebenstraßen im Remstal und war jeder Kilometer sogar ausgeschildert. Mit ein paar Läufer*innen war ich dann streckenweise – auch mal plaudernd – zusammen und erstaunt, die 10 km Marke schon nach 56 Min. passiert zu haben.
Wohl zu schnell, aber ich lief fast genauso weiter und meinte, später sei noch Zeit genug zum Büßen und Leiden. Im Ort Urbach passierte ich nach 1:59 Stunden die 2. Messmatte im HM Ziel und war froh, dass danach noch einige Marathons vor und hinter mir in Sicht waren und es kein einsames Rennen wurde, denn die Masse lief ja nur den HM. Ausgangs des Ortes überholte mich dann der 4:00 Std. Pacemaker mit einer kleinen Gruppe und ahnte ich schon, dass dies irgendwann auch dem 4:15 oder gar 4:30 Std. Pacemaker gelingen würde.
Die Karawane rollt nach 5 km talwärts Im Ziel nach 4:05 Std. mit Finisher Medaille
Doch bei KM 25 hatte die 4 Stunden-Zielgruppe erst knapp 400 m Vorsprung und ich 2:22 Std. Lauferei hinter mir. Und bei der letzten Zwischenzeitmessung bei KM 30 hieß es 2:53 Std. Langsam stieg meine Zuversicht, mein Tempo von jetzt gut 6 min/km doch bis ins Ziel durchhalten zu können. Dabei bestärkte mich, dass mich seit der Pacemaker-Gruppe bei km 22 niemand mehr überholte, ich dagegen schon einige einholte. Das sollte sich auch auf den letzten 12,2 km noch öfters wiederholen und mich weiter anspornen.
Obwohl ich nur ein paar Traubenzucker-Karrees zerkaute und ab und zu an meinen Isostar-Drinks nippte, hatte ich an den 11 Verpflegungsständen keinen Hunger oder Durst auf irgendwas. So blieb ich auch nie stehen, sondern griff im Vorbeilaufen nur jeweils nach einem Becher Wasser. Erst einige 100 m vorm Ziel überholte mich noch ein junger Läufer, als ich bereits den Moderator über Lautsprecher hörte. Etwa 100 m vorm Zielbogen lag schon eine Messmatte und so konnte der Moderator die einlaufenden Personen schon mit Namen ankündigen – und mit ihrer Altersklassen-Platzierung erfreuen, was viele Zuschauer und bereits Gefinishte zum Applaudieren und Jubeln bewegte. Bei mir lautete diese Rang 2 ! Und das in 4:05:18 Std. (im Schnitt 5:49 min/km), also 18 Minuten schneller als bei der Bayerischen Marathon Meisterschaft ! Mit dieser Zeit wäre ich aber beim gleichzeitigen Berliner Marathon grad mal 124. von 556 Finishern der M65 geworden, wobei der Sieger nur 2:47 Std. brauchte ! Der M65 Favorit und Sieger hier im Remstal war nur 7:40 Minuten vor mir im Ziel.
Über meine Zeit und Platzierung war ich echt baff und gönnte mir zunächst mal einige Becher Erdinger alkoholfrei sowie eine Brezel und Banane als erste feste Nahrung für heute. Bald ging es auf die Suche nach dem Depotgepäck und den Duschen in der dortigen Rundsporthalle. Nun konnte ich entspannt im Zielbereich die Ankünfte der weiteren Marathonis abwarten, bis die letzten unter großem Beifall nach 5:40 Std. vor dem Besenläufer ins Ziel einliefen, und mich mit einigen Bekannten unterhalten. Um 15:15 Uhr begannen auf der Bühne die Siegerehrungen gesamt und der Altersklassen – zuerst für den HM und dann für den Marathon, wobei die älteren Herren erst am Schluss dran kamen – und zuletzt für die Staffeln. Damit endete diese gelungene Veranstaltung, nahm ich den Shuttlebus zurück nach Schwäbisch Gmünd und endete mein Wochenendausflug erst abends im Dunkeln daheim.
Zur 6 Stunden DUV Meisterschaft am 1. Oktober in Berlin
Mein Experiment mit diesen beiden Tempotrainings scheint gelungen und so werde ich bei der 8. DUV Meisterschaft über die 6 Stunden mit 120 Teilnehmenden, heuer in Berlin Kleinmachnow auf einem 1.109,44 m Oval im Europarc Dreilinden, mit der Hoffnung starten, doch aufs M65 Podium laufen zu können. Für den AK-Sieg mögen über 60 km nötig sein und ist Guido Piehlmeier aus München der Favorit. Anschließend gönnen sich meine Frau Marlyn mit unserer wiederholten älteren Berliner Gastgeberin eine Woche aktive Auszeit in einer Ferienwohnung auf der Insel Usedom an der Ostsee. Danach schaue ich mal, was heuer noch laufen mag über kurz oder lang …