Nach 8 Jahren nochmals auf dem 24h Siegerpodest – Bronzemedaille bei der DM in Braunschweig
Das hätte ich mir wirklich nicht träumen lassen, dass ich 8 Jahre nach meinem deutschen Meistertitel bei meinem ersten 24h Lauf in Reichenbach nochmal den Sprung aufs Podest in dieser wahrlichen Ultradisziplin schaffen würde.
Aber der Reihe nach. Schon die gemeinsame Anfahrt am Freitag um 7 Uhr von München aus zusammen mit Evi und Guido Piehlmeier in ihrem BMW Oldtimer war ein besonderes Erlebnis. Wir unterhielten uns bestens und entdeckten dabei, dass unsere gemeinsamen Interessen sich nicht nur auf das Laufen beschränken. Naturnaher Garten, Bienen und Schafkopfen – kaum zu glauben, dass es solche Zufälle gibt.
Kurz nach 15 Uhr erreichten wir mein Hotel in Braunschweig, nach einer kurzen Erholungsphase holte ich mir meine Startnummer vom knapp 1,5 Kilometer entfernten Wettkampfgelände ab und traf dabei natürlich auch gleich ein paar Bekannte. Dabei konnte ich auch einen ersten Eindruck von der Laufstrecke gewinnen, der Rundkurs von gut 1,1 Kilometern lag überwiegend in der Sonne, das sollte morgen tagsüber eine warme Angelegenheit werden.
Danach spazierte ich noch durch den wunderbaren Bürgerpark (hätte nie gedacht, dass es in Braunschweig soviel Grün gibt) in die Innenstadt. Für die vielen geschichtsträchtigen Sehenswürdigkeiten hatte ich allerdings wenig Zeit. Gestärkt durch eine Pizza ging es zurück ins Hotel – alles schon mal für den morgigen Tag und den Start um 10 Uhr vorbereiten.
Nach dem Frühstück, wo sich natürlich auch einige nette Gespräche ergaben, machte ich mich schwer bepackt auf den Weg zum Start – die Rückfahrt am Sonntag Nachmittag war mit dem Zug geplant.
Dankenswerterweise wurde ich mit meinen Sachen nett im Zelt der LG Ultralauf aufgenommen und um 10 Uhr wurden wir nach dem Abspielen der Nationalhymne auf die Strecke geschickt. Ingesamt waren 140 Teilnehmer für die Deutsche Meisterschaft und 40 Teilnehmer für den offenen Lauf gemeldet. Ich fand schnell in mein geplantes Tempo und hielt meinen Plan durch, die ersten drei Stunden durchzulaufen. Dabei pendelte sich mein Tempo bei 6:45 Minuten pro Kilometer ein. Viele begannen das Rennen deutlich schneller, aber davon ließ ich mich nicht beeinflussen. So fand ich ich mich am Anfang auf Platz 10 von insgesamt 12 Teilnehmern in meiner Altersklasse wieder, aber das sollte sich noch ändern. Nach und nach reduzierte ich wie geplant mein Tempo, baute zunehmend Gehpassagen ein und orientierte mich grob am Backyard Modus.
Nach der Hälfte des Rennens und 12 Stunden hatte ich ca. 90 Kilometer absolviert und die 100 Kilometermarke passierte ich nach gut dreizehneinhalb Stunden – nur gut eine halbe Stunde langsamer als bei meinem WM-Lauf letztes Jahr in Berlin. Inzwischen hatte ich mich auf Platz 4 in meiner AK vorgearbeitet, aber die ersten drei Plätze schienen unerreichbar.
Nach den warmen Temperaturen am Tag wurde es mit nur 6 Grad in der Nacht empfindlich kalt, was für mich nach 100 Runden und gut 16 Stunden fast das Aus bedeutet hätte. Mir wurde sehr kalt, auch der Trainingsanzug half nicht mehr weiter und der Kreislauf spielte nicht mehr mit. Erst nach einer langen Stabilisierungsphase im beheizten Sanitätszelt konnte ich nach über zwei Stunden Zwangspause mein Rennen kurz vor halb fünf wieder aufnehmen.
Damit waren wohl alle Chancen auf eine vordere Platzierung dahin. Zu meinem Erstaunen lag ich nach der 101. Runde plötzlich auf Platz 3 – wie sich herausstellte, hatte ein Laufkollege sein Rennen nach 100 Runden beendet bzw. für eine längere Zeit unterbrochen. Aber mein Verfolger auf Platz 4 hatte den Abstand von sieben auf zwei Runden reduziert.
Das gab mir natürlich einen zusätzlichen Motivationsschub und nach drei Runden mit Wärmedecke und Wärmefolie ging es wieder ganz gut. Mit einem sehr zügigen und nahezu durchgängigen Gehtempo sammelte ich Kilometer um Kilometer und mein dritter Platz wurde immer wahrscheinlicher. Die letzten beiden Stunden legte ich auch wieder ein paar Laufintervalle ein, um auch noch die 150 Kilometermarke zu erreichen, was mir am Ende mit 151,312 Kilometern auch gelang. Und der Viertplatzierte lag am Ende 20 Kilometer hinter mir.
Was für ein Glücksmoment, als ich die Meisterschaftsmedaille von DUV- Präsident Olaf Ilk bei der Siegerehrung um den Hals gehängt bekomme. Und ich durfte auch noch beim Rekordlauf von Felix Weber dabei sein, der mit unglaublichen 278,312 Kilometern den deutschen Rekord aus dem Jahr 1986 um über zwei Kilometer verbesserte. Was für eine grandiose Leistung. Das musste auch Michael Ohler erkennen, der Felix lange Paroli bot, aber sich am Ende mit gut 256 Kilometern und Platz 2 (wie im letzten Jahr) begnügen musste.
Die 7- ständige Rückfahrt mit dem Zug war schon eine Herausforderung, da ich immer darauf aufpassen musste, dass mir die Augen nach dieser Anstrengung mit einer schlaflosen Nacht nicht zufallen und ich den Umstieg verschlafe. Aber am Ende kam ich um 21:20 Uhr pünktlich in Schwindegg an, wo mich Christine glücklich in die Arme nahm.
Günther