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Österreichische 100 km Staatsmeisterschaft mit 12- und 6-Stundenlauf am 30. April 2022

#mirsansvs

Österreichische 100 km Staatsmeisterschaft mit 12- und 6-Stundenlauf am 30. April 2022

Zu Gast bei den Österreichischen 100 km Staatsmeisterschaften 2022 – und aktiv dabei im 12 Stunden Rahmenprogramm – ein Laufspektakel am 30. April vor den Toren von Wien … Text von Rainer Leyendecker, Fotos von Marlyn Leyendecker …

Zum verlängerten Wochenende in Wien logierten meine Frau und ich im kleinen Hotel zur Sonne im historischen Städtchen Korneuburg mit S-Bahn-Verbindung nach Wien. Für Samstag plante ich ein Treffen mit dem dort lebenden Chefredakteur Egon Theiner der DUV Fachzeitschrift Ultramarathon anlässlich dieser Österreichischen Staatsmeisterschaften (ÖM) über 100 km und wollten wir auf der offiziellen 923 m langen Runde um den Schlachtensee im Ort Langenzersdorf ein paar Runden drehen und uns austauschen, während Marlyn sich die Wiener Altstadt anschauen wollte. Kurz vor Meldeschluss meldete Egon überraschend für die ÖM und zog ich nach mit meiner spontanen Meldung für den gleichzeitig startenden 12 Stundenlauf. Denn auch für die 100 km war das Zeitlimit 12 Stunden, aber ich wollte kein Risiko eingehen, mir ggf. mit nur 99 km ein DNF einzufangen.

So reisten wir am Freitagmorgen an und besuchten nachmittags das Zentrum von Korneuburg samt Volksfest. Abends inspizierten wir im Nachbarort Langenzersdorf das Eventgelände im Freizeitpark Schlachtensee und holten zum Sonnenuntergang meine Startunterlagen ab. Samstagmorgen waren wir um 07:30 Uhr bei heiterem Himmel, aber kühlen Temperaturen vor Ort und platzierten meinen Klapptisch mit diversen Getränkevorräten und ein paar Snacks sowie Wechselkleidung im klar abgegrenzten Verpflegungsbereich. Leider musste ich von seinem großen Team ULT Heustadlwasser erfahren, dass Egon Theiner doch nicht kommen konnte. Schade.

Punkt 8 Uhr fiel der Startschuss für die 100 km (287 m vor der Zeitmessmatte) und die 12 Stunden (direkt vor der Matte). Für die 100 km waren 25 Herren und 4 Damen gemeldet und für die 12 Stunden 14 Männer und 3 Frauen sowie 4 Teams mit 4 bis 9 Aktiven. Eine Besonderheit war, dass die 100 km Läufer zusätzlich für die 12 Stunden melden konnten, was einige auch wahrnahmen. Ich lief die ersten 2 Stunden noch mit Handschuhen und Langarmshirt, andere starteten bereits mit T-Shirt und kurzer Hose. Die flache Runde um den See, eine ehemalige, 1981 zum Erholungsgebiet umgestaltete Schottergrube, war durchweg asphaltiert und erlaubte fast durchgehend den Blick auf die gesamte Runde und damit die Positionen der Laufenden. Für viele von uns war es recht kurzweilig mit Plaudereien unterwegs, während sich die österreichischen Eliteläufer um die ersten Positionen duellierten.

Marlyn war die ersten 90 Minuten noch an der Strecke und aktiv mit Fotografieren, bevor sie sich zur Altstadtbesichtigung verabschiedete. Dank der Rundenprotokolle konnte ich meine Durchschnittswerte gut errechnen. So absolvierte ich im 1. Viertel gar 30,13 km und schaffte den Marathon (knapp 46 Runden) in 4:12 Std. Inzwischen war es warm mit einem leichten Lüftchen und wolkenlos und damit optimal zum Laufen. Nur ein paar Sekunden vor dem Startschuss um 14 Uhr für die 6 Stunden Einzel- (29 Meldungen) und Teamwertungen (4 Teams) passierte ich zum 64. Male die Messmatte und war ich mit meinen gut 59 km recht zufrieden (das waren noch 28,87 km im 2. Viertel). Inzwischen hatten sich die abwechselnd Führenden mit viel zu flottem Tempo aufgerieben und waren bereits 4 von 5 aus der Meisterschaft ausgestiegen. So kamen die mehr nach taktischem Plan laufenden nach vorne.

Schon zu Beginn meiner 2. Halbzeit verlangsamte sich mein Tempo zusehends und wollte ich auch keinen stressigen Verlauf mit Auspowern oder gar Verletzen. Zum Glück entschied ich mich rasch, bei teils wund gelaufener linker Ferse den Abstecher zum Auto zu machen und meine größeren Ersatzschuhe anzuziehen. Nach 9 Stunden hatte ich fast 90 Runden hinter mir und damit 82,69 km. Allerdings kam ich im 3. Viertel nur 23,69 km voran. Schließlich kam Marlyn aus der Hauptstadt zurück und waren meine 100 Runden erreicht und viele 100 km Läufer*innen schon im Ziel, das sie nach 108 Runden plus diese 287 Anfangsmeter überliefen.

Mit der Zeit konnte ich immer mehr Läufer*innen sowie inzwischen marschierende bis spazierende Mitwirkende häufiger überrunden. Denn ich blieb auch die letzten Stunden immer im Traben, wenn auch nur mit etwa 8 Min/km. In der letzten Stunde schoss Marlyn auch wieder Fotos mit mir und uns und drehte einige Videos mit der Kamera. Die letzte halbe Stunde konnte ich wieder etwas forcierten. Und so ging es mit dem Holzstab mit eingravierter Startnummer in die letzte Runde, bis uns die Sirene zum Stehenbleiben und Ablegen des Stabes zur Restmetervermessung vom Laufen erlöste. So kam mit 104,20 km in 12 Stunden (im letzten Viertel nur noch 21.53 km) doch mehr heraus als ich hätte beim 100 km Bewerb leisten können.

Inzwischen war die Sonne untergegangen und wurde es rasch kühl, so dass ich nach dem Umziehen im Auto nur noch kurz mit Marlyn auf die sich verzögernde Siegerehrung im Freien wartete, bevor wir die Heimfahrt in unser Hotel zur Sonne antraten. Im Web waren die diversen Ergebnisse schon einsehbar. So kamen bei der ÖM nur 14 Personen in die Wertung bei 5 DNF. Es siegten Mario Sturmlechner in 7:36 Std. und Karin Freitag als Gesamtvierte in 8:33 Std. Über die 12 Stunden gab es 27 Finisher (davon einige der 100 km Läufer) und belegte ich den 6. Gesamtrang und 2. Platz der Männerwertung 50 plus. Hier gewannen Dominik Pacher mit 129,9 km und Ursula Finster mit 105,5 km.

Am Sonntag wollten wir eigentlich zu Zweit nach Wien, aber wegen vieler Events und Demonstrationen zum 1. Mai in der Stadt entschieden wir uns anders. Wir nahmen die Rollfähre über die zügig fließende Donau und besuchten das Stift Klosterneuburg samt Fest zum traditionellen Aufstellen des Maibaumes. Auf der Rückfahrt lockte uns noch Abstecher in das riesige Stift Melk, inzwischen Weltkulturerbe, und nach Enns, Österreichs älteste verbriefte Stadt (Stadtrechte ab dem Jahr 1212), wo wir dem Maibaum-Aufstellen auf dem Volksfest rund um den Stadtturm beiwohnten. So klang unsere Erlebnisreise abends sehr unterhaltsam aus.