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3. einfach einhundert in Altötting – einziger 12-Stundenlauf in Bayern 2024

#mirsansvs

3. einfach einhundert in Altötting – einziger 12-Stundenlauf in Bayern 2024

– Eine Handvoll von unserem SV Schwindegg Laufteam sind aktiv dabei – 

 – – – Text und Fotos von Rainer Leyendecker – – – 

Zur Historie des Events und zu dem besonders attraktiven Rahmen

Unser Michael Nitzsche aus Neuötting – SV Schwindegg Ultra-Mitglied mit 14 Ultras seit 2021 – mit seiner Familie und seinen Freunden ermöglicht uns am Sonntag, 29. September die dritte Auflage seines 2021 ins Leben gerufenen Spendenlaufes. Die Spenden von Unternehmern und Firmen sowie von den Laufenden gehen erneut an die BALU Kinderkrebshilfe im Kreis Altötting. Das Projekt „einfach einhundert“ startete mit 100 erwachsenen Läufern und Walkern genau am 38. Geburtstag von Michael Nitzsche als 100 km Lauf, wobei nur drei Herren das hoch gesteckte Ziel erreichten: Christian Neyka, Rainer Leyendecker und Michael selbst bei seinem ersten 100 km Lauf seines Lebens.

Für das Folgejahr bot Michael auf der amtlich vermessenen flachen Runde mit 2,046 km einen 12-Stundenlauf an, wobei unter allen 100 Teilnehmenden 17 Personen mehr als 45 km packten und somit in der DUV Statistik erschienen. In 2022 siegte Bastian Hörnig mit 105,8 km vor Stefan Langer, Günther Weitzer, Michael Nitzsche, Rainer Leyendecker und Daniela Nemela als bester Dame. In 2023 gab es eine Pause, aber heuer führt Michael mit seinem fleißigen Team, wozu auch seine Gattin und ihre drei Kinder zählen, dieses bewährte Rezept fort. Sein Event ist zwar nur einer von 18 heuer in Deutschland angebotenen 12-Stundenläufe, aber der einzige in ganz Bayern und einer von nur 4 bestenlistenfähigen Läufen, in denen auch Rekorde erlaufen werden können.

Noch eine vielleicht einmalige Besonderheit sticht heraus: Während die 12-Stunden Aspiranten erneut gemeinsam um 7 Uhr morgens starten, erfolgen weitere Starts alle 30 Minuten bis in den Nachmittag hinein. So können auch Laufbegeisterte von jung bis alt ihre Wunschzeit wählen und von einer bis zu vielen Runden unterwegs sein und Kilometer sammeln, ob rennend, laufend, trabend oder gehend. Vormittags um 10 Uhr starten zusätzlich die Kinder in ihrem „Kleinen Heldenlauf“ und nachmittags die Kinder der ortsansässigen Josef Guggenmos Schule über eine Runde. Somit ist immer Leben auf der Strecke und vor allem am bestens ausgestatteten und betreuten Verpflegungsstand.

 

Tische für persönliche Utensilien hinter dem VP                Nebelschwaden vorm Frühstart

 

Die Uhr tickt – noch 10 Sekunden bis zum Start              Unsere Daniela auf der ersten Runde

Zum Laufgeschehen am Sonntag von Sonnenauf- bis -untergang

Bei unserer Anreise ist es noch stockdunkel, aber gegen 6:30 Uhr beginnt die Dämmerung und sind die meisten der Frühstarter schon vor Ort, sei es per Auto rund 250 m vom Start entfernt parkend oder per Bahn angereist und gut 1 km zu Fuß bis zum Startbereich gehend. Günthers Gattin Christine übernimmt die Ausgabe der Startnummern. Langsam wird es heller und hektischer am Herz des Events. Die letzten Aufbauarbeiten werden abgeschlossen und die Technik von RaceResult mit dem großen LED Bildschirm hinter der offiziellen Verpflegung überprüft. Und pünktlich um 7 Uhr gibt Michael nach einem kurzen Briefing den Start frei für die fast 30 Aktiven über die 12 Stunden. Inzwischen ist es schon hell, aber erst in der 2. Runde laufen wir zuerst der uns blendenden Sonne entgegen und danach haben wir die Sonne im Rücken und werfen wir lange Schatten auf dem teils noch mit Pfützen bestückten Feldweg.

 

Endlich Sonnenaufgang und etwas Wärme                      Tolle Lichtstimmungen am Morgen

Nach jeder halben Stunde kommen einige bis viele neue Läufer*innen hinzu und füllen die Strecke, während ein paar je nach Zielen und Vermögen ihren Lauf schon nach wenigen Runden beenden. Um 10 Uhr rennen die meisten der 24 kleinen Helden an uns vorbei, am Nachmittag haben es die 18 Kinder der Guggenmos Schule noch einfacher, uns zu überholen, denn gerade wir Ultraläufer*innen sind ja bereits 9 Stunden auf der Strecke. Von unserem SV Schwindegg startet wie bisher die sehr flotte Heike Würfl (W50) als Letzte um 15:30 Uhr und spult erneut ihre 8 Runden in einem Tempo ab, das fast doppelt so schnell ist wie z.B. das meine als schon lange nur noch langsam Trabenden. So absolviert sie ihre 16,37 km in nur 2:14 Stunden knapp überm 5-er Schnitt.

War es früh morgens noch echt frisch bei nur rund 5 Grad, erwärmt sich die Natur zusehends durch die Sonneneinstrahlung und legen viele von uns Laufenden ihre Überkleidung ab oder wechseln von Langarm-Shirt und langer Hose auf kurzärmelige und -beinige Sommerkleidung. Doch nachmittags ziehen Wolken auf und wird es wieder kühler und kommt bei einigen die wärmende Oberkleidung wieder zum Tragen. Langsam dünnt sich das Feld der Aktiven aus. Viele laufen am Anfang ein für sie flottes Tempo und reduzieren dann ihren Speed freiwillig oder wegen der Ermüdung, andere wechseln ab und zu oder dauerhaft ins Gehen, bis sie schließlich genug Runden gesammelt haben und ihren Lauf beenden.

 

Auch Zwerge können lange Schatten werfen                   Ein Läufer taucht im gleißenden Licht auf

 

Unterwegs auf dem Feldweg, den Pfützen ausweichend               Entlang abgeernteter Maisfelder

Bei vielen werden die kurzen Stopps am Verpflegungsstand oder an ihren Tischen mit den persönlichen Utensilien im Laufe der Zeit zu längeren Pausen, bevor die nächste Runde winkt. Einige der 12-Stundenläufer*innen haben bisher noch nie eine Strecke bis zum Marathon gelaufen und wachsen nun über sich hinaus – und steigern begeistert ihre Laufleistung Runde um Runde. So eine tolle Atmosphäre rund um den Start-Ziel-Bereich und auf der Strecke wirkt auch ansteckend und spornt viele zu mehr Runden an als geplant, denn mit der Anmeldung war auch die anvisierte Rundenzahl anzugeben. Ich selbst hatte beim Anmelden Mitte Januar auf 40 Runden getippt, reiste aber wegen mangelndem Training und kaum Läufen über längere Distanzen heuer mit dem abgespeckten Ziel an, wenigstens in die DUV Statistik zu kommen. Die 50 km Messmatte überlief ich dann in der 25. Runde auch nach 7:37 Stunden. Sooo langsam war ich noch nie …

 

Rainer nach langer Zeit endlich an der 50 km Marke            Die Kinder haben fleißig einige Namen gesprüht

       

Unser Günther Weitzer noch flott laufend              (Beide Fotos von Stefan Heigl)

Zuerst will ich nach dieser Runde aufhören, da ich mein Minimalziel ja erreicht habe, aber dann nehme ich mir zwei weitere Runden vor, um die 55 km zu knacken. Im weiteren Verlauf finde ich immer neue Anreize für die nächste Runden. Bald soll nach 31 Runden Schluss sein, was für mich etwa der Hälfte der Distanz von meinem 12-Stundenlauf 2016 in Prambachkirchen entspricht, bei dem ich den noch gültigen deutschen M60 Rekord mit 127,9 km lief. Derweil trabe ich mit Pausen am VP nur noch 3 Runden pro Stunde. Dann soll es endgültig reichen nach gut 68 km mit meinen 68 Jahren. Zu guter Letzt bleibe ich doch bis fast zum Ende auf der Strecke und laufe nach 36 Runden und 11:55 Stunden mit 73,66 km über die Ziellinie und verzichte wie sieben andere auf den Start in eine weitere Runde, um noch einige bis viele Restmeter gutgeschrieben zu bekommen. Nur vier sammeln noch bis zum Schlusssignal bis zu 400 Restmeter für ihr Endergebnis. 

 

Spiegelungen im Display mit Rainer und Christine              Fast das Endergebnis (ohne Restmeter)

 

Rainer nach Abschluss seiner 36. Runde                       Die 5 besten Damen und Herren auf dem Display

Inzwischen wäre auch die Sonne untergegangen und beginnt mit Zielschluss um 19 Uhr die Abenddämmerung. Die bis gegen Ende auf der Strecke Gebliebenen ziehen sich schnell um oder warme Kleidung drüber – und schon ruft unser Michael zur Siegerehrung der besten drei Herren und Damen. Sie erhalten von Michael einen originellen Pokal und von Günther ein Glas Honig aus seiner eigenen Imkerei. Zurecht stolz präsentiert er die summierten Zahlen auf dem großen Display. Denn zusammen haben wir 1.686 Runden geschafft und damit 3.450 Kilometer – das entspricht etwa der Auto-Strecke von München bis hinauf zum Nordkap.

Zuletzt eröffnet er das Buffet aus drei riesigen, verschieden belegten Pizzen. Wegen der aufziehenden Kälte zieht es danach die meisten gleich auf den Heimweg und endet dieses tolle Event sehr erfolgreich für die Aktiven sowie das Orga- und Helferteam, wobei einige um Michael herum spät abends und am nächsten Tag noch mit dem Abbau beschäftigt sind.

 

Jan Herrmann als Herrensieger empfängt seinen Pokal                Die drei besten Herren mit Pokal

 

Die beste Dame Eva Zechmeister erwartet ihren Pokal             Die drei besten Damen

Die 12-Stunden Erfolgserlebnisse der besten Damen und Herren

Unsere Daniela Nemela vom SV Schwindegg (nun 9 Ultraläufe seit 2018) läuft nach ihrem Damensieg hier vor 2 Jahren mit 83,27 km ein beherztes Rennen in ihrer Altersklasse W50 gegen die flotten jüngeren Mitstreiterinnen. Da einige schnelle Damen irgendwann aufhören, rückt Daniela bis auf den dritten Damenrang vor, den sie bis zum Ende sicher verteidigen kann. Mehr wäre nur drin gewesen, wenn die beiden führenden Damen geschwächelt oder aufgegeben hätten, aber diese rechneten wohl auch mit, wie viele Kilometer sie noch absolvieren müssten, um ihren Platz sicher zu halten. Letztlich finisht Daniela mit grandiosen 86,38 km und gut 42 Runden als achte in der Gesamtwertung und drittbeste Dame und natürlich als Siegerin in ihrer W50. Damit rangiert sie in der DUV Bestenliste Deutschland nun aktuell auf Platz 2 der W50 !

Mit 48 Runden lässt sich Eva Zechmeister aus Oberösterreich (geboren 1996 und bisher nur ein Ultra mit 67 km) ihren Sieg mit 98,22 km nicht nehmen. Ein paar Pausen weniger oder kürzer, und sie hätte die magische 100 km Marke geknackt. Als zweite Dame ist auch Monika Bachmaier aus Dorfen (1980 geboren und bisher ohne Ultra) mit 44 Runden und 90,03 km zufrieden. Bei den Herren siegt Jan Herrmann (1987 geboren, bisher 14 nur bergige und trailige Ultras) überlegen mit 59 Runden und 120,73 km vor Thomas Stetter mit 56 und Christian Neyka mit 55 Runden. Es folgen Bernhard Munz (1960 geboren und nun 87 Ultras mit 9.247 km laut DUV Statistik) mit gut 53 Runden und unser Günther Weitzer mit 92,52 km. Leider hemmen ihn in den letzten drei Stunden Magenprobleme, sonst wären für ihn die 100 km drin gewesen. Insgesamt kommen diesmal 24 Läufer*innen mit über 45 km in die 12 Stunden DUV Statistik im Vergleich zu nur 17 beim zweiten Event in 2022. Als ältester Teilnehmer schafft Wilfried Knoch aus Bodenmais (geboren 1951 und nun 54 Ultras seit 1999) noch starke 51,35 km. Fünf später am Vormittag gestartete Läufer packen auch über 45 bis zu 61 km. 

Für Günther ist es sein erster Lauf in der internationalen M65, denn erst am Tag zuvor feierte er seinen 65. Geburtstag. Ihm stehen nun 77 Ultras mit 6.065 km seit 2001 zu Buche. Unter den 12-Stundenläufern bin ich mit 68 Jahren (1956 geboren) der zweitälteste und habe ich nun nach 156 Ultras seit 2009 auch die meisten Ultra-Kilometer absolviert – 11.552 km. Insgesamt kommt unser Trio aus Bernhard Munz, Günther und mir jetzt auf 320 Ultras mit 26.864 km, die restlichen hier erfolgreichen 21 Ultraläufer*innen nur auf 168 Finishs. In der deutschen 12 Stunden DUV Bestenliste der M65 rangiert nun aktuell Günther an erster Stelle, gefolgt von Guido Jörg – einem altbekannten Lauffreund aus meiner saarländischen Heimat – und mir selbst auf Rang 3 . Na ja, das kann für uns drei nur noch abwärts gehen, wenn einige flotte deutsche M65-er bis Ende Dezember noch an bestenlistentauglichen 12-Stundenläufen Topleistungen bringen.