Schnapszahlen zum 20. Bärenfels Sommertrail – 66 km zum 66.
— Text und Fotos von Rainer Leyendecker —
Zum 10. Juli rief das Bärenfels-Team zu seinem Jubiläum des Sommertrail. Dieser findet nun zum 20. Male seit seiner Premiere 2003 ohne Corona-Pause statt. Die Streckenlänge und der Routenverlauf variieren im Laufe der Jahre zwischen 60 und 66 km. Früher waren 3 lange Runden zu meistern (2011 gewann ich gar den Lauf) und seit 2021 werden 6 kürzere Runden à 333 Höhenmeter gelaufen. Das bewährte Event bietet heuer die Möglichkeit, über 11 km, 22 km, 44 km und 66 km zu melden, aber je nach Lust und Laune sich auch nach Durchlaufen einer kürzeren Strecke abzumelden und in die dortige Wertung zu kommen. Wer es langsam angehen will, kann einen Frühstart um 07 Uhr buchen, während der offizielle Start um 08 Uhr ist und großzügige 12 Stunden Zeit zum Finishen ist.
Robert Feller beim Briefing Start zum 20. Sommertrail
Ich melde erst Mitte Juni für diesen Sonntagslauf an der Grenze Saarland / Pfalz, da ich an diesem Wochenende in meiner Ex-Heimat im Kreis Saarlouis weile und mich die 66 km zu meinem 66. Geburtstag am Tag danach reizen. Wegen der Schnapszahl ! Leider erwischt mich und Marlyn beim Bienwald Backyard Ultra am 17. Juni das bekannte Virus, sind wir 10 Tage positiv in Isolation und haben noch Folgeschäden. Somit drei Wochen lang kaum Bewegung und null Laufen – gar nicht so gut für meine weiteren Laufziele. Deshalb spiele ich schon bei der Anreise und nach dem Start zwischendurch auf dem mit schweren Trails gespickten Rundkurs mit dem Gedanken zum Aussteigen nach 4 Runden. Doch dann auf der Wiese am Basislager angekommen, hole ich mir neue Getränke aus dem Auto und melde dem Orga-Chef Robert Feller: Weiter geht’s – nur noch 2 Runden !
Die Strecke führt zuerst über eine rund 5 km lange bergige Runde zurück an eine Wiese, wo Roberts Gattin Andrea den kleinen Verpflegungspunkt betreut, und dann über eine 6 km lange ebensolche Runde zurück in Richtung Ziel. Unterwegs kommen wir an einem Standort mit riesigen Bärenklau-Stauden vorbei und einem Bereich mit reifen Himbeeren (wo ich mehrmals eifrig pflücke). Bevor wir das Ziel erreichen, dürfen wir noch die Nahe zu durchqueren – ohne Brücke, aber bei Niedrigwasser (kühle Füße und schwere Schuhe sind die Folge). Im Vorjahr führte der Fluss mehr Wasser und war ein strammes Steil zum Festhalten gespannt und Tourenstöcke von Vorteil.
Steile Aufstiege zum Gehen Andrea Feller betreut den VP bei km 5
Auf ins Naturschutzgebiet Jede Runde geht es durch die Nahe
Die erste Runde laufe ich recht flott in 83 Min. und male mir aus, dass ich schon nach 9 Stunden Feierabend haben könnte. Doch die Folgerunde nutze ich für einige Fotopausen und komme erst nach 97 Min. ans Ziel. Inzwischen haben schon einige Läufer*innen fertig und dünnt sich das Feld auf den weiteren Runden aus und jeder läuft bzw. geht für sich allein. Runde 3 beende ich nach 102 Min. und Runde 4 gar nach 115 Min. Denn die Gehpassagen bei den Anstiegen und auf den mit Wurzeln und Gras gespickten Abschnitten häufen sich und die Laufgeschwindigkeit nimmt ab.
Basislager nach jeder 11 km Runde Einige Hürden sind zu nehmen
Passage zwischen Riesenbärenklau Wiesen mit lila Königskerzen
Da ich die letzten 3 Stunden eher bummelte und kaum Wettkampfgefühl spürte, ändert sich dies in der 5. Runde, so dass ich etwas schneller laufe und weniger gehe. So kann ich etwa bei km 7 einen Läufer überholen und meine Runde nach 109 Min. absolvieren. Auf geht’s nun wieder hoch motiviert in die finale Runde. Noch schneller laufen und noch weniger gehen bringen mich gut voran und bei km 8 lasse ich einen weiteren Läufer hinter mir und laufe bereits nach 104 Min. zufrieden ins Ziel. Mein Geburtstaggeschenk scheint perfekt.
Wir folgen dem Premiumwanderweg Finale vorbei – alle sind im Ziel
Erst ziehe ich mich am Auto um und befreie meine Füße von den nassen Strümpfen und Schuhen. Dann öffne ich mein lauwarmes Finisherbier und informiere mich bei Robert und seinem Sohn Patrick am VP nach meinem Ergebnis: 10:10 Std. weiß ich schon, aber die Überraschung ist mein dritter Gesamtplatz hinter dem Sieger in 8:59 Std. und der besten Dame in 9:07 Std. Meine Laufzeit ist eher mau, aber die Mehrzahl der Läufer*innen über die volle Streckenlänge nahm die Chance war, sich bereits bei den Unterdistanzen abzumelden. Es zeigt sich wieder mal, wie wichtig es ist, einfach auf der Strecke zu bleiben, Runde für Runde abzuspulen und bis zum guten Ende durchzuhalten.
Rainer mit Birgit und Friedhelm im Ziel Rainers Laufnachweise
Das Bärenfels-Team bietet neben diesem Sommertrail seit 2002 auch den Heiligabendlauf an (seit 2009 durchgehend auch mit dem Heiligabend-Bergmarathon) und seit 2008 den 1. Mai-Trail über gut 50 – 55 km je nach Route. Inzwischen bin ich bei 13 dieser Läufe, darunter 7x beim Marathon, gut ins Ziel gekommen. Am 24. Dezember will ich beim 20. Heiligabendlauf wieder den Bergmarathon meistern.