ZUT – Zugspitz Ultratrails: Deutschlands größtes Trailrunning Event Mitte Juni um Garmisch
lockt fast 4.500 Teilnehmer nach Garmisch Partenkirchen
Günther: „Irgendwann geht jede Serie zum Ende …“
Text von Günther, Fotos von Michael und Günther
Schon lange vor dem Laufwochenende vom 13. bis 15. Juni 2024 waren sämtliche Läufe komplett ausgebucht. Bei dem von Plan B bestens organisiertem Laufevent gab es dabei für jede/n etwas: vom Grainau Trail über 11 km bis hin zur Königsdisziplin, dem Ultratrail über 106 km und 5.080 Höhenmetern (hm).
Vor den Rennen
Für mich war das Ganze als erster richtiger Härtetest für den TAR (Transalpine Run vom 7. bis 13. September, 7 Etappen mit zusammen 266 km und 16.850 hm) geplant, mit einem Doppelstart am Freitag beim Garmisch Partenkirchen Trail (29 km mit 1.440 hm) und am Samstag beim Leutasch Trail (68 km mit 2.870 hm). Michael war genauso wie zwei Lauffreunde aus München für den Ultratrail (106 km mit 5.080 hm) gemeldet, Florian (ein weiterer Lauffreund aus Garching an der Alz) war wie ich für den Leutasch Trail gemeldet.
Am Donnerstagmittag ging es los in Richtung Garmisch, Michael Nitzsche und Florian Orszag holten mich in Schwindegg ab und kurz vor 15 Uhr kamen wir gut in unserer sehr zentral gelegenen und sehr günstigen Ferienwohnung an. Kurz danach machten wir uns gleich auf Richtung Eventgelände und holten unsere Startunterlagen ab, bevor es danach gleich zum Shoppen ging. Jede Menge Stände und gute Rabatte, das musste natürlich ausgenutzt werden! Vor allem die Regenjacke von Dynafit entwickelte sich zum großen Renner, am Ende hatten wir alle ein Exemplar erstanden. Ich besorgte mir auch einen Helm für den TAR (gehört für eine Etappe zur Pflichtausrichtung). Danach stärkten wir uns alle mit einer Pizza beim Italiener. Inzwischen waren auch Anka und Jochen Hausmann aus München eingetroffen.
Mein Garmisch Partenkirchen Trail (29 km mit 1.440 hm)
Am Freitag stand dann für mich schon der erste Start auf dem Programm. Pünktlich um 10 Uhr schickte der Starter die 940 Teilnehmer auf die Strecke. Die angekündigte Sonne ließ sich zwar leider erst am Nachmittag blicken, aber zum Glück gab es nur im Gipfelbereich des Osterfelderkopfes auf knapp über 2.000 Meter Höhe leichten Nieselregen, insgesamt herrschten gute Laufbedingungen.
Nach ein paar Kilometern Einlaufphase ging es gleich richtig zur Sache und im ersten Anstieg mussten gleich über 1.000 hm überwunden werden. Dabei wurden wir am Ende des langen Anstiegs von einem Spalier von Zuschauern begeistert angefeuert; das erinnerte schon ein wenig an die Alpenetappen bei der Tour de France. Ich sparte meine Kräfte für den langen Downhill auf der zweiten Hälfte und nutze die ersten beiden Verpflegungsstationen an der Laubhütte und an der Hochalm ausgiebig, um für den restlichen Anstieg bis zum höchsten Punkt knapp unter der Bergstation am Osterfelderkopf gewappnet zu sein.
Steiler Anstieg zum Kreuzeck-Kamm
Danach konnte ich bei dem langen Downhill meine Stärke ausspielen, sowohl bei dem anspruchsvollen technischen Teil als auch bei dem steilen Abstieg nach Garmisch über Wiesenwege und Forststraßen. Dabei lief ich viele Kilometer recht flott zwischen 5:00 und 5:30 km/min und konnte dabei am Ende insgesamt um die 50 Läufer:innen überholen! Beim letzten der drei Verpflegungspunkte, am Garmischer Haus, hielt ich mich dann nur noch kurz auf, nachdem ich eine Chance sah, noch unter 5 Stunden ins Ziel zu kommen, was mir am Ende tatsächlich auch mit 4:55:36 Stunden gelang. Damit kam ich in meiner Wertung (GMM, ab 60 Jahre) auf einen respektablen 14. Platz, womit ich natürlich hoch zufrieden war und Teil 1 meiner Mission war damit bestens erfüllt. Bei den Herren waren 468 von 572 Finishern vor mir im Ziel und bei den Damen 214 von 342. Der Sieger brauchte nur 2:12 Std. und die Siegerin nur 2:38 Std., wobei die letzte Dame und Herr gemeinsam in 6:37 Std. Schlusslichter waren. 26 Teilnehmer:innen kamen als DNF nicht ins Ziel.
Weiterer langer Anstieg zum Osterfelder Kopf
Zuerst mal zurück in die Unterkunft und ein wenig relaxen, bevor es nochmal zum Eventgelände ging, vor allem, um die Energiespeicher wieder aufzufüllen. Dabei traf ich auch kurz auf Uta Albrecht, die Cheforganisatorin von Plan B, die auch den TAR organisiert. Endlich haben wir uns auch mal persönlich kennengelernt! Vorher standen wir nur in telefonischem und Mail-Kontakt.
Zum Ultratrail von Michael, Anka und Jochen (106 km mit 5.080 hm)
Nun wurde es langsam ernst für die Teilnehmer an der Königsdisziplin, dem Ultratrail. Während Florian und ich uns entspannt dem Eröffnungsspiel der EM widmeten, trafen Anka, Jochen und Michael die letzten Vorbereitungen für ihren Lauf. Der Start erfolgte um 22:15 Uhr bei besten Laufbedingungen, denn der Wetterumschwung mit Regen war nun erst für Samstagmittag prognostiziert. Damit herrschten während der Nacht auf den schwierigen Trails im Gebirge gute Bedingungen, das Unterfangen forderte aber trotzdem größte Konzentration und natürlich entsprechende Kondition. Es starteten 582 Herren und 92 Damen und ins Ziel kamen nur 75 Damen und 476 Herren, somit hatten 123 ein DNF. Der Sieger hatte bereits nach 10:59 Std. und die Siegerin nach 13:57 Std. Feierabend, während die letzte Dame mit zwei Herren nach 26:30 Std. die Ziellinie überquerten.
Start zum Ultratrail beim Einbruch der Nacht
Durch die Nacht bis zur Morgendämmerung
Mein Leutasch Trail (68 km mit 2.870 hm rauf und 3.370 hm runter)
Samstagmorgen hieß es für Florian und mich früh aufstehen, denn der Bus zu unserem Startort Leutasch-Weidach fuhr bereits um 7:15 Uhr in Garmisch ab. Strahlender Sonnenschein am Morgen, aber leider sollte es nicht so bleiben. Um 8 Uhr waren wir am Zielort und meisterten den obligatorischen Check der vielfältigen Sicherheitsausrüstung (was auf jeden Fall seine Berechtigung hat) ohne Probleme. Pünktlich um 9 Uhr ging es los zu Teil 2 für mich und 556 Teilnehmer machten sich auf die 68 Kilometer lange Strecke, die mit 2.870 positiven hm gespickt war. Inzwischen war der Himmel bedeckt und einsetzender Regen für etwa 10:30 Uhr prognostiziert. Zum Glück begann der Regen dann erst gegen 15 Uhr.
Nach 3 km Einlaufphase ging es gleich in einen kräftezehrenden Anstieg zum höchsten Punkt der Strecke auf etwa 2.050 Meter. Der anschließende sehr anspruchsvolle Downhill führte zunächst über einige Schneefelder und sehr schmierigen Untergrund hinab. Höchste Konzentration war gefordert! Auch der weitere lange Abstieg bis zum ersten VP am Hubertushof war in großen Teilen schwierig zu laufen, trotzdem gelang es mir wie am Vortag, hier meine Stärke auszuspielen und einige Positionen gutzumachen. Nach genau 3 Stunden erreichte ich endlich diesen ersten VP und war eigentlich mein Akku nach dem Trail vom Vortag schon ziemlich leer. Wie gestern nahm ich mir viel Zeit, um die Energielager wieder bestmöglich aufzufüllen. Es gab sogar Pizza; vielleicht war es im Nachhinein keine so gute Idee, davon ein Stück zu essen.
Auf jeden Fall hatte ich von Anfang an ein etwas flaues Gefühl im Magen, das ich einfach nicht so richtig loswurde. Eigentlich kam jetzt eine ziemlich flache Passage, aber selbst diese konnte ich nur mit einem Wechsel zwischen Gehen und Laufen und nur mit rund 7:30 min/km bewältigen. Definitiv kein gutes Zeichen! Beim zweiten VP am Schützenhaus Mittenwald hatte ich gar keinen richtigen Appetit mehr. Rund 4:30 Stunden waren seit dem Start rum. Inzwischen hatte es auch zu regnen begonnen und die Regenjacke kam zum Einsatz. Ich fühlte mich total ausgelaugt, lag aber immer noch gut vor dem Zeitlimit und so schleppte ich mich weiter in der Hoffnung, dass es irgendwann mal wieder besser würde. Leider sollte sich dies so nicht erfüllen!
Am dritten VP beim Schloss Ellmau, den ich nach 6:15 Stunden erreichte, war ungefähr die Hälfte der Distanz erreicht. Leider war dort gerade die Cola ausgegangen, damit fehlte mir mein Lebenselixier. Trotzdem kämpfte ich mich nach einigen Minuten Pause weiter. Jetzt waren wieder kräftezehrende Anstiege zu bewältigen, was mich auch bei geringerem Tempo vor zunehmend große Herausforderungen stellte. Und das ständig flaue Gefühl in der Magengegend hinderte mich inzwischen leider auch daran, bei den Abwärtspassagen (meiner eigentlichen Stärke) Fahrt aufzunehmen.
Der Anstieg nach dem Überqueren der Partnachklamm brach mir dann endgültig das Genick, mit großer Mühe und einigen Pausen schleppte ich mich hinauf. Die anschließende Gefällstrecke konnte ich dann auch nur noch gehend bewältigen. Ich fühlte mich hundeelend und sehnte nur noch den nächsten VP an der Laubhütte herbei. Meine Entscheidung dort, aus Rücksicht auf meine Gesundheit aufzuhören, hatte ich schon getroffen, auch wenn ich den VP um 18:27 Uhr (also 9:27 Std. nach dem Start) und gut 45 Minuten vor dem offiziellen Cut-Off erreicht hatte. Anschließend stand ein steiler Anstieg von 700 hm an, in meinem Zustand ein Ding der Unmöglichkeit.
Wegen des schlechten Wetters und des dichten Nebels war unsere Strecke inzwischen zwar oben am Osterfelderkopf verkürzt worden, aber dies änderte nichts an meiner Entscheidung. So fuhr ich mit vier anderen Mitstreitern 45 Minuten später mit dem Shuttle bei inzwischen strömendem Regen zurück nach Garmisch und handelte mir damit mein erstes DNF ein. Natürlich schade, dass diese einmalige Serie nun gerissen ist, aber es war die einzig richtige Entscheidung. Und mein Trainingsziel mit zwei Trails an zwei aufeinanderfolgenden Tagen hatte ich ja damit zumindest erreicht mit gut 76 km und mehr als 3.500 hm.
Die Zieleinläufe von Michael, Anka, Jochen und Florian
Nachdem die heiße Dusche wieder halbwegs meine Lebensgeister erweckt hatte, trafen auch die drei „Gladiatoren“ ein, die nach 21:24 Std. den Ultratrail gemeinsam glücklich gemeistert haben. Michael und Jochen hatten das Rennen von vornherein gemeinsam in Angriff genommen und trafen dann 20 km vor dem Ziel auf Anka, die eigentlich eine Zeit um die 18 Std. laufen wollte, aber leider zunehmend mit Migräne zu kämpfen hatte. Von dort an liefen die Drei dann gemeinsam ins Ziel. Was für eine grandiose Teamleistung!
Die drei Gladiatoren auf den letzten Kilometern und jubelnd im Ziel
Als letzter kam Florian vom Leutasch Trail nach 11:55 Std. ins Ziel, der auf den letzten 2 km von seiner Freundin Hanna und seinem Hund begleitet wurde. Er hatte die Strecke noch in voller Länge absolviert, bevor diese wegen der schlechten Sicht und des immer stärkeren Regens oben am Osterfelderkopf verkürzt wurde. Beim Leutasch Trail kam die erste Dame mit 4:49 Std. nur 9 Minuten hinter dem ersten Herrn mit 6:40 Std. ins Ziel. Insgesamt finishten 531 Teilnehmer (die letzte Dame in 15:38 und der letzte Herr in 15:52 Std.) und produzierten 25 inkl. mir ein DNF.
Ausklang in Garmisch und Ausblick auf neue Herausforderungen
Michael organisierte dankenswerterweise noch ein paar Pizzen und für mich sogar zwei dunkle Weißbier, ein toller gemeinsamer Ausklang eines fantastischen Trail-Wochenendes in Garmisch, auch wenn es für mich am zweiten Tag leider nicht wie gewünscht lief. Jederzeit gerne wieder! Nächstes Jahr gibt es übrigens mit dem ZUT100, einem Rennen über 100 Meilen mit 8.120 Höhenmetern, eine neue Distanz im Programm. Der ZUT100 wird bestimmt einige Interessenten finden und ist sicher ein toller Nachfolger für den nicht mehr stattfindenden Chiemgau 100.
Am Sonntagvormittag ging es dann zusammen mit Michael wieder halbwegs erholt zurück in die Heimat. Und am Abend habe ich sogar noch einen kleinen Regenerationslauf über 7,5 km gemacht. Damit knapp 100 km mit über 3.500 hm in einer Woche! Ich glaube, das ist ein persönlicher Rekord für mich. Auf jeden Fall gilt es, für den TAR noch so einige Trainingseinheiten in den Bergen zu absolvieren. Aber jetzt erst mal ein paar Tage absolute Laufpause, bevor es dann in knapp zwei Wochen zum Backyard nach Frankenmarkt und eine Woche später zum Zermatt-Ultra auf den Gornergrat geht.