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Ein lang gehegter (DUV) Traum wird wahr  ***  Die 100 km WM im eigenen Land – und wir waren zu dritt dabei !

#mirsansvs

Ein lang gehegter (DUV) Traum wird wahr  ***  Die 100 km WM im eigenen Land – und wir waren zu dritt dabei !

*** Text Günther Weitzer , Fotos Günther sowie Marlyn Leyendecker ***     

Lange habe ich mit mir gerungen, ob ich nach Berlin fahren und aktiv an der WM – im Rahmen derer auch die Senioren WM (WMA) durchgeführt wurde – teilnehmen soll. Das Zeitlimit von 13 Stunden stellte auf jeden Fall in meiner aktuellen Verfassung mit wenig Trainingskilometern eine große Herausforderung dar. Aber letztendlich überwog die Freude auf eine wohl einmalige Teilnahme an einer WM im eigenen Land. Gerne erinnere ich mich noch an meine erste WM-Teilnahme in Winschoten im Jahr 2011, die mir am Ende einen völlig unerwarteten dritten Platz in meiner damaligen AK einbrachte. Und so meldete ich mich wenige Stunden vor dem offiziellen Anmeldeschluss Ende August an, Rainer und Christian standen da schon längst in der Teilnehmerliste.

So startete ich Donnerstag, 25. August, vormittags in bester Laune von Schwindegg aus zu meiner fast 700 km langen Anreise und erreichte Punkt 18 Uhr mein Ziel, das Waldhotel Wandlitz – idyllisch gelegen und nur wenige Kilometer vom Start entfernt. Diese nette Unterkunft hatte ich von Jörg Stutzke’s Geburtstagsfeier bestens in Erinnerung (leider verstorbener Ex-Präsident der DUV). Ein kleiner, entspannter Spaziergang zum nahegelegenen See und die Vorfreude auf den nächsten Tag ließen mich zufrieden in die Federn fallen. Auch der Freitagvormittag lud nochmal zu einem traumhaften Spaziergang in herrlicher Natur ein, bevor es dann um kurz nach 13 Uhr Richtung Bernau zur Flaggenparade und zum Abholen der Unterlagen in Bernau ans Steintor ging.

         

Inzwischen hatte sich der angekündigte Wetterwechsel eingestellt und die Gewitter- und Regenwolken hingen tief und drohend über der Stadt. Aber der Wettergott hatte ein Einsehen mit den Organisatoren und Athleten und die Teilnehmer der farbenprächtigen Flaggenparade konnten trockenen Fußes ihr Ziel am Steintor erreichen. Dort hatte ich schon vorab meine Startnummern bei Jürgen Schoch abgeholt; damit stand dem Start am Samstag nichts mehr im Wege. Auch Rainer, Marlyn und Christian trafen pünktlich vor Ort ein und es gab schon erste nette Gespräche mit altbekannten Laufkollegen, genauso wie ich es mir vorgestellt hatte. Wie in alten Zeiten …

Beim Italiener lösten wir gemeinsam noch schnell den Pasta-Gutschein ein (inzwischen hatte der Regen eingesetzt). Auf dem  Rückweg zum Hotel inspizierten wir kurz das Startgelände rund um das Bauhaus Weltkulturerbe, bevor der Himmel dann endgültig alle Schleusen öffnete. Am Abend nach einem leckeren Buffet und einer netten Unterhaltung mit Frank Burger, der auch für die WM gemeldet hatte, bereitete ich schon mal alles für das einmalige Event vor und versuchte ein paar Stunden Schlaf zu finden.

Und dann war er schon da: der große Tag ! Samstag, 27. August 2022 !

Der Blick aus dem Fenster ergab das erste positive Signal: kein Regen. Nach einem knappen Frühstück fuhr ich kurz nach halb fünf direkt zum Parkplatz beim Start, da die Zufahrt nur bis 5 Uhr möglich war. Dabei passierte ich schon mal die Laufstrecke auf der Wandlitzer Chaussee, die ich heute noch näher kennenlernen sollte. Es blieb noch viel Zeit, um im Auto zu relaxen und in Ruhe unseren Verpflegungstisch gemeinsam zu bestücken, dabei nette Gespräche mit den Mitläufern aus dem Team Germany sowie Leuten aus dem Orga-Team zu führen und ein paar Erinnerungsfotos vor dem Start zu machen. Das erinnerte mich wieder an alte Zeiten und daran, dass die Ultraläufer doch wie eine große Familie sind. Allein deswegen hatte sich meine Anreise schon gelohnt. Es war auch ein besonderes Gefühl, im Nationaltrikot inmitten der Weltelite zu laufen. Für mich (wie auch für Rainer), ging es ja „nur“ ums Durchkommen, während es bei den meisten anderen (wie auch Christian) um Titel, vordere Platzierungen und Zeiten ging. Es war einfach eine große Ehre, überhaupt mit dabei zu sein.

         

Punkt halb sieben ging es tatsächlich los, Jürgen schickte uns (die WMA-Teilnehmer) auf die Strecke, während die Nationalteams zeitgleich separat von einem anderen Punkt starteten. Nach hundert Metern war das Läuferfeld aber schon vereinigt und es ging gemeinsam zum ersten Mal vorbei an den Pavillons der über 40 Nationalteams auf die erste verkürzte Runde, die eigentlich 2,5 km lang sein sollte. Wie sich später herausstellte, war sie leider 800 m zu kurz, was am Ende nach den 14 Runden zu einer ungeplanten Zusatzrunde führte (diese wäre mir beinahe zum Verhängnis geworden).

Das Wetter war viel besser als vorhergesagt, so gut wie kein Regen, allerdings herrschte eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit. Die Wendepunktstrecke auf den dreizehn 7,5 km langen Runden gestaltete das Rennen sehr abwechslungsreich und ermöglichte jederzeit einen guten Überblick zum Rennverlauf. Wie erwartet fand ich mich von Anfang an am Ende des Läuferfeldes wieder, lief aber unbeirrt mein Rennen und hatte meine Zielzeit stets genau im Blick. Den kleinen Puffer, den ich mir in den ersten Runden für die zweite Hälfte herausgelaufen hatte, konnte ich am Ende gut gebrauchen.

         

Als der Sieger Haruki Okayama aus Japan, André Collet mit einem fabelhaften AK 50 Weltrekord und die Siegerin Floriane Hot aus Frankreich nach fantastischen 06:12:10, 06:38:51 bzw. 07:04:03 Stunden (sie mit Europa-Rekord) das Ziel erreicht hatten, ging für mich das Rennen erst richtig los. Aber die Anfeuerung beim Lauf durch das Schulgelände, vor allem auch durch den Moderator, der einen hervorragenden Job machte und den ich vom Marathon in Füssen her kannte, sorgte immer wieder für neuen Antrieb zur nächsten Runde. Auch an den Wendepunkten gab es insbesondere durch Roland Riedel stets aufmunternde Worte, was jedes Mal für neue Impulse zum Durchhalten sorgte. Sogar vom Trainer des deutschen Nationalteams wurde ich immer wieder angefeuert, was mir zusätzliche Motivation gab.

So kämpfte ich mich mit dem festen Willen, den Lauf im Zeitlimit zu absolvieren, halbwegs konstant mit den anderen noch verbliebenen Mitstreitern durch die letzten Runden, die Laufuhr stets fest im Blick. Auch Rainer war nicht viel schneller unterwegs und erreichte am Ende nach 12:42:02 Stunden das Ziel, dabei hätte er es mit Platz 4 in seiner AK beinahe aufs Podest geschafft. Unser Christian, der für den LC Auensee Leipzig an den Start ging, war da schon längst im Ziel. Mit 7:45:30 Stunden hatte er ein famoses und sehr gleichmäßiges Rennen nur knapp über seiner persönlichen Bestzeit abgeliefert, das ihm Platz 6 in seiner stark besetzten AK 40 einbrachte.

           

Am Ende wurde es dann noch richtig knapp für mich und die ungeplante Zusatzschleife von 800 m zehrte schon an den Nerven. Aber letztendlich überquerte ich nach 12 Stunden und 55 Minuten überglücklich mit Platz 8 in meiner AK 60 die Ziellinie, wo ich vom Moderator, Rainer, Marlyn, Werner Stöcker (dem mit 82 Jahren ältesten Teilnehmer, der kurz vor mir das Ziel erreichte hatte), sowie Jürgen (der mir noch ein T-Shirt überstreifte), in Empfang genommen wurde. Unglaublich, ich hatte es tatsächlich geschafft und dieses tolle Ereignis wird mir noch lange bestens in Erinnerung bleiben. Berlin war auf jeden Fall eine Reise wert !  

              

Nochmals vielen Dank an das ganze Organisationsteam der DUV und an alle Helfer vor Ort, die dieses tolle Event unter schwierigen Rahmenbedingungen und mit viel persönlichem Einsatz ermöglicht haben !

Hier noch ein Beitrag zur WM von Erwin Fladerer im Oberbayerischen Volksblatt online vom 6.9.22